Taksim ist überall! Solidarität heißt Widerstand!
Massenverhaftungen von hunderten ÄrztInnen und RechtsanwältInnen, von tausenden DemonstrantInnen, über 450 Menschen von der Regierung in unbekannte Gefängnisse verschleppt, Überfälle der Polizei auf Krankenhäuser und provisorische Lazarette, tausende teils schwer Verletze, darunter einige durch Reizgas dauerhaft erblindete – und nicht zuletzt mehrere Getötete. Tendenz steigend.
Alles begann mit der friedlichen Besetzung des öffentlich genutzten Gezi-Parks. Damit wurde gegen die Pläne der Regierung, auf dem Platz ein Einkaufszentrum zu bauen, protestiert. Die Polizei räumte den Platz mit brutaler Gewalt unter Einsatz von massig Pfefferspray, Wasserwerfern, Räumpanzern und Schlagstöcken. Zahlreiche (Schwer-)verletzte waren die Folge. Daraufhin zogen die Menschen aus
anderen Stadtteilen Istanbuls zu dem Platz um ihn erneut zu besetzen. Auch in anderen Teilen der Türkei gab es Großdemonstrationen, um sich mit ihnen zu solidarisieren und der Unzufriedenheit mit der Polizeigewalt und dem autoritären Regime Ausdruck zu verleihen. Auch dort ging die Polizei mit
äußerster Gewalt gegen die Protestierenden vor. Mittlerweile kommt sogar das Militär zum Einsatz gegen die Zivilbevölkerung. Der Versuch, die Proteste mit rücksichtsloser Gewalt zu unterdrücken empörte auch die Menschen in Europa und Nordafrika und ermutigte sie, zu zeigen, dass auch sie genug haben von der gewaltsamen Durchsetzung der Interessen weniger gegen die Interessen vieler. Und das nicht nur in der Türkei, sondern überall.
Ob in Frankfurt, Griechenland, Spanien oder in Istanbul, überall leisten die Menschen Widerstand gegen den Abbau ihrer über Jahrzehnte erkämpften sozialen und politischen Rechte – Bildung, Gesundheit, Wohnraum, Streikrecht, öffentlicher Raum. Sie treten für eine solidarische Gesellschaft und eine Perspektive auf ein Leben in Würde ein. All das fällt autoritärer „Krisenlösung“ und einer Rhetorik der vermeintlichen Alternativlosigkeit zum Opfer. Gleichzeitig werden demokratische Errungenschaften unterhöhlt um Banken und Konzerne zu schützen und die Lasten der Krise auf die Bevölkerung abzuwälzen. Um jeden Preis soll der Fortbestand des Kapitalismus gewährleistet werden, anstatt alternative Modelle einer solidarischen Gesellschaft,
Auch weil sich die BRD auf Kosten anderer Länder als Profiteur der Krise durchgesetzt hat, sind die Auswirkungen von Krise und Krisenpolitik hiernicht so stark zu spüren. So sind auch die Proteste bisher noch vergleichsweise klein. Doch gerade die Ereignisse während der Blockupy-Aktionstage und das darauf folgende, breit getragene Echo gegen das gewalttätige Vorgehen der Polizei zeigen, dass auch hierzulande weite Teile der Gesellschaft immer weniger bereit sind hinzunehmen, dass das gesellschaftliche Zusammenleben von Kapitalinteressen bestimmt wird. Es ist offensichtlich, dass sich sowohl die Stärke des Widerstandes, wie auch die Härte der Polizeigewalt hier deutlich von der in der Türkei unterscheiden. Dennoch ähneln sich die Erfahrungen der Menschen: Sie bekommen Gewalt zu spüren, wenn sie versuchen, für ihre Forderungen – eine gerechtere und sozialere Zukunft – einzutreten.
Also lasst uns für eine solidarische Gesellschaft und ein selbstbestimmtes Leben kämpfen! Lasst uns nach unseren Kräften und Möglichkeiten auf unsere Art unseren Protest gegen Polizeigewalt, autoritäre Politik und Kapitalismus auf unsere Straßen und Plätze tragen. Lasst uns nicht nur unsere Solidarität erklären, sondern sie darüber hinaus in unseren praktischen Kämpfen sichtbar machen!
Taksim ist überall!
Wir sind alle Çapulcu!
Den Aufruf unterstützen:
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