Am Abend des 24. November 2012 nahmen etwa 60 Antifaschistinnen und Antifaschisten den Aufruf der ALB zur Beteiligung am diesjährigen Silvio-Meier-Gedenken zum Anlass und führten gegen 20 Uhr eine Spontandemonstration in der Freiburger Innenstadt durch, um sich solidarisch mit den Betroffenen faschistischer Gewalt zu zeigen, um ein Zeichen der Solidarität mit all den Betroffenen von Repression in Folge von Auseinandersetzungen mit Faschisten zu setzen und um den von Faschisten ermordeten Menschen zu gedenken. Im November jähren sich die Morde an Silvio Meier, einem Hausbesetzer und Antifaschisten aus Berlin, Carlos Javier Palomino, einem jungen Antifa aus Madrid und dem russischen Antifaschisten Iwan Chutorskoi aus Moskau zum 20. bzw. fünften bzw. dritten Mal. Darüber hinaus wurde vor knapp zwei Wochen der junge Antifa Deniz K. vom Nürnberger Landgericht zu 2 1/2 Jahren Jugendhaft verurteilt und Smily sitzt immer noch in Stammheim, ebenso wie viele weitere politischen Gefangene weltweit! Um den von Faschisten ermordeten Genossen zu gedenken und unserer Wut über die Repression, mit der aktive Antifas überzogen werden, Ausdruck zu verleihen, wurde die Demonstration entsprechend kämpferisch durchgeführt und damit ein entschlossenes Zeichen der Solidarität zu den Genossen in die Knäste geschickt.
Solidarität mit Juki! Freiheit für Deno, Smily und die Gefangenen vom NT-Areal!
Remembering means fighting! Nichts und niemand ist vergessen!
Silvio Meier
Am 21. November 1992 wurde Silvio Meier in einer U-Bahn-Station in Berlin-Friedrichshain von Nazis erstochen. Silvio war in der DDR aufgewachsen und hatte sich schon in den 80-er Jahren politisch engagiert. Ein von ihm maßgeblich mitorganisiertes Element of Crime-Konzert in der Ost-Berliner Zionskirche 1987 wurde von einer Horde Nazis angegriffen. Etwa 30 Faschisten schlugen mit Latten und Flaschen auf das Publikum ein. Anfang der 90-er war Silvio unter anderem als Hausbesetzer in der links-alternativen Szene Berlins aktiv. Am Tag seiner Ermordung war er in eine Auseinandersetzung mit mehreren Nazis verwickelt. Bei einer erneuten Begegnung mit derselben Gruppe Faschisten zogen diese Messer und stachen auf die Antifaschisten ein. Silvio wurde durch mehrere Stiche getötet, zwei weitere Menschen schwer verletzt.
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Carlos Javier Palomino
Am 11. November 2007 wurde der damals 16-jährige Antifaschist Carlos Javier Palomino in der Metro von Madrid an der Haltestelle Legazpi niedergestochen, als er mit Genossen auf dem Weg zu Protesten gegen die faschistische Partei “Democracia Nacional” unter dem Motto “Gegen anti-spanischen Rassismus und gegen die Immigration” war. Sein Mörder ist der (jetzt Ex-) Berufssoldat Josué Estébanez de la Hija, der sich ebenfalls in der Metro aufhielt, um zu der faschistischen Kundgebung zu fahren. Als Carlos und seine Genossen zustiegen, ihn als Faschisten erkannten und ansprachen, stach er mit einem bereitgehaltenen Messer Carlos direkt ins Herz und verletzte noch weitere Antifaschisten. Über ein Jahr lang fanden verschiedenste Gedenkaktivitäten statt, welche in dem Film “Carlos, un año sin ti, un año contigo – El mejor homenaje, continuar la lucha” dokumentiert werden. Die Antifaschistische Jugend Bochum interviewte im April 2009 Carlos´ Mutter. Der Faschist wurde zu 26 Jahren Haft verurteilt, 19 für den ideologisch motivierten Mord an Carlos und 7 Jahre für die versuchte Tötung eines weiteren Antifaschisten.
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Iwan Chutorskoi
Am 16. November 2009 wurde der 26-jährige Antifaschist Iwan Chutorskoi in Moskau in seinem Hauseingang hinterhältig erschossen. Iwan organisierte in letzter Zeit den Saalschutz bei antifaschistischen Konzerten und führte Kampfsporttraining für Genossen durch. Den Faschisten war er wohlbekannt, sein Name tauchte neben denen von Stanislaw Markelow und Nikolai Girenko beständig in ihren Todeslisten auf. Vor dem Mord waren bereits drei Mordversuche auf Iwan verübt worden. 2005 wurde Iwan von Faschisten überfallen, die ihm seinen Kopf zerschnitten. Ein weiteres Mal überlebte er nur durch ein Wunder, als ihm Nazis im Hauseingang auflauerten und mit einem Schraubenzieher zahlreiche schwere Verwundungen im Halsbereich zufügten. Im Januar dieses Jahres überlebte er wiederum nur knapp einen Messerstich in den Bauch, den er bei einem Straßenkampf mit Faschisten erhielt. In Moskau war dies bis dato der sechste Mord und nicht der letzte an Antifas durch militante Faschisten.
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Juki
Im Zuge des traditionellen Gernsbacher Altstadtfestes kam es am 14. September 2012 im nordbadischen Gernsbach zu geplanten Übergriffen seitens faschistisch gesinnter auf subkulturelle Jugendliche und vermeintlich linke Personen. Hierbei wurden mehrere Leute zum Teil schwer verletzt. Im Laufe der Auseinandersetzung erlitt Juki dadurch, dass er bis zur Bewusstlosigkeit mit dem Kopf gegen eine Hauswand geschlagen und im bewusstlosen Zustand weiter getreten wurde, lebensgefährliche Kopfverletzungen. In einiger Entfernung zu der Auseinandersetzung kam es zeitgleich zu einem Messerangriff auf einen rechten Jugendlichen, der in einer gewalttätigen Neonazi-Kleingruppen unterwegs war. Juki wurde noch im Krankenhaus von der Polizei festgenommen und mit dem Vorwurf des versuchten Totschlags konfrontiert.
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Deniz K.
Am 14. November 2012 wurde Deniz K., der seit mehr als einem halben Jahr in Nürnberg in U-Haft sitzt, von der Jugendkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth der versuchten gefährlichen Körperverletzung, des Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und des Landfriedensbruchs für schuldig befunden und zu 2 1/2 Jahren Jugendhaft verurteilt. Damit wurden zwar die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, die Deno ursprünglich für fünffachen versuchten Totschlags drankriegen wollten, stark abgemildert, dennoch ist das Urteil eine Frechheit. Die Beweislage ist mehr als dürftig, kein Cop ernsthaft verletzt. Vielmehr ist das Verfahren politisch motiviert. Kampf der Klassenjustiz! Freiheit für Deniz!
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Smily
Am 5. September diesen Jahres fand vor dem Stuttgarter Landgericht die Berufungsverhandlung im Verfahren gegen den Stuttgarter Antifaschisten und RASH-Aktivisten Smily. Bereits am 8. Februar wurde er frühmorgens in seiner Wohnung verhaftet und sitzt seither in Untersuchungshaft in der JVA Stuttgart-Stammheim. Vorgeworfen wird ihm, eine Gruppe, in der sich rechtsoffene Personen befanden, körperlich angegriffen zu haben. Außerdem wurde er wegen einer Sachbeschädigung auf dem Konzert einer Grauzonenband und dem Anbringen von Graffitis auf Polizeifahrzeugen angeklagt. In erster Instanz verurteilte ihn das Stuttgarter Amtsgericht wegen dieser Vorwürfe zu einer Gesamthaftstrafe von 10 Monaten. Die Haftstrafe wurde in der Berufungsverhandlung bestätigt, wogegen Smily Revision eingelegt hat.
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Es geht weiter: Remembering means fighting!
Im Dezember 2012 findet dann in Freiburg unsere antifaschistische Veranstaltungs- und Gedenkreihe unter dem Titel „Remembering means fighting!“ statt.
Mehr Bilder gibts hier.