Vortrag mit Prof. Dr. Kurt Pätzold
Do 23.Mai | 20 Uhr | HS 1015 | Uni Freiburg
Mehr als 70 Jahre sind seit dem »Zivilisationsbruch«, dem industriellen Massenmord an den europäischen Juden, vergangen. Dieses „politische Großverbrechen“ (Kurt Pätzold) muss immer Mahnung genug sein: Die Losung „Nie wieder Faschismus, Nie wieder Krieg“ muss nach wie vor unser aller Handeln und Denken bestimmen, gerade angesichts des derzeit zu beobachtenden Aufstiegs des Faschismus in Griechenland, wo mit der Chrysi Avgi eine sich explizit antisemitisch gebärdende faschistische Partei, die sich in Auftreten und Ideologie eindeutig an der NSDAP orientiert, erschreckende Wahlerfolge feiern kann.
In der Auseinandersetzung mit dem deutschen Faschismus ist „[k]aum ein Ereignis (…) so ausführlich erforscht worden“ wie dieses bisher einzigartige Verbrechen. „Viel wissen wir über das Wer, das Wo, und das Wann. Dahinter verblaßt die Frage nach dem Warum.“ Dieser „Topographie des Massenmordens“ (Kurt Pätzold) und der damit verbundenen wichtigen Frage eben nach dem Warum wird sich Kurt Pätzold in seinem Vortrag widmen. Der These von der völligen „Sinn- und Nutzlosigkeit des Judenmords“ stellt er ein Erklärungsmodell entgegen, das die Kalküle hinter dem
Antisemitismus in der faschistischen Politik aufdeckt, um den Motiven, Antrieben und Zielen derer, die zuerst die Vertreibung der Juden aus dem Reichsgebiet, dann die Ermordung aller, derer sie in ihrem Machtbereich habhaft werden konnten, in Gang setzten und lenkten, habhaft zu werden.
Die Antworten werden aus dem Blick eines Historikers gegeben, der sich mit dem bloßen Verweis auf die Ideologie der Antisemiten mit dem Hakenkreuz nicht begnügt und demzufolge den industriellen Massenmord an den europäischen Juden nachwievor zurecht in einem faschismustheoretischen Gesamzusammenhang deutet.
„Die Aufgabe (…) besteht in der Arbeit, dem Geschehenen auf den Grund zu gehen und so dafür zu sorgen, dass es nicht wieder geschieht. Das ist die einzige mögliche Form der Wiedergutmachung.“
(Kurt Pätzold)
Zur Person:
Kurt Pätzold, Prof. Dr. phil., geboren 1930, lehrte bis 1992 als Professor für Deutsche Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist ein international renommierter Historiker und Faschismusforscher, der 1973 mit der Arbeit „Antisemitismus und Judenverfolgung (Januar 1933 bis August 1935). Eine Studie zur politischen Strategie und Taktik des faschistischen deutschen Imperialismus“ habilitierte und zahlreiche Veröffentlichungen in den Gebieten Faschismus, Antisemitismus, Judenverfolgung und Geschichtsrevisionismus vorweisen kann.
Erst 2012 erschien im PapyRossa Verlag sein neustes Werk: „Wahn und Kalkül – Der Antisemitismus mit dem Hakenkreuz“.
Die Veranstaltung findet an Donnerstag, den 23.Mai 2013, ab 20 Uhr im Hörsaal 1015 der Universität Freiburg statt. Bei der Durchführung der Veranstaltung werden wir vom Rosa-Luxemburg-Klub unterstützt.