Am 22. Januar zeigten wir in zwei Vorführungen den politischen Dokumentarfilm „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ von Peter Ohlendorf in Kooperation mit dem Kommunalen Kino und der Medienwerkstatt Freiburg e.V.. Das Interesse an diesem bislang einzigartigen Dokumentationsfilm war so groß, dass das Kommunale Kino in der Wiehre nicht nur zu beiden Vorführungen restlos ausverkauft war, sondern auch viele Besucher leider keinen Platz mehr hatten. Dies veranlasste uns dazu, den Film am 10. März erneut zu zeigen, um so auch den Interessierten, die im Januar leider keine Karte mehr bekommen konnten, die Möglichkeit zu geben, den Film zu sehen. Kein Wunder, gibt der Film einen spannenden und bis dato in dieser Form ungekannten Einblick in die Rechtsrockszene.
Ohlendorf verarbeitet in seinem Film Aufnahmen von Thomas Kuban, der über einige Jahre lang bei konspirativ organisierten Neonazi Konzerten verdeckt filmte. Der Film zeigt nicht nur, wie Faschisten „feiern“, wenn sie glauben, dass sie unter sich sind: „Hitlergrüße“ und das „Blut-Lied“, das an Gewalt- und Vernichtungsphantasien kaum mehr zu überbieten ist, gehören ebenso zu den von Kuban gefilmten Szenen, wie die offensichtliche Tatenlosigkeit der Polizei. Damit verdeutlicht der Film, was für aktive Antifaschisten nicht erst seit dem Bekanntwerden der Zusammenarbeit von staatlichen Behörden und Naziterroristen im Zuge der Auseinandersetzung mit der faschistischen Mörderbande „NSU“, bittere Wahrheit ist: Auf den Staat und seine Polizei ist bei der Bekämpfung von Faschisten und ihren Strukturen kein Verlass!
Wie wichtig der spektrenübergreifende Widerstand auf allen Ebenen und mit allen Mitteln gegen Faschismus ist, wurde auch in der Diskussion im Anschluss an den Film von unserem Vertreter auf dem Podium heraus gestellt. Im Anschluss gab Peter Ohlendorf und ein Vertreter der Antifaschistischen Linken Freiburg ein Interview.
In der Diskussionsrunde, an einem Infotisch im Eingangsbereich sowie an einer Stellwand, die lokale Naziaktivitäten darstellte, wurde außerdem vermittelt, dass die akute Gefahr von Neonazis nicht nur in ostdeutschen Provinzstädten herrscht, sondern auch „bei uns vor der Haustür“ ein Problem darstellt. Auch wenn im Film selber keine Szenen gezeigt werden, die aus Freiburg oder Umgebung stammen, so gibt es auch in unserer Region immer wieder Veranstaltungen, Partys oder auch Konzerte, die im kleinen Kreis klandestin organisiert beworben werden.
Bis Mitte Juni 2011 bestand mit der Lokalität „Rössle“ im mittelbadischen Rheinmünster-Söllingen im Landkreis Rastatt ein Nazizentrum, in welchem regelmäßig und ohne großes Risiko als private Feiern getarnte Konzerte mit mehreren hundert Besuchern stattfinden konnten. Erst im September 2012 fand in March-Holzhausen bei Freiburg ein Konzert zur Finanzierung der Nazidemo in Göppingen statt. Und im Oktober 2012 fand auf einem angemieteten Privatgrundstück in Lütschenbach (Gemeinde Malsburg-Marzell) im benachbarten Landkreis Lörrach ein Konzert mit mehr als 100 Nazis aus dem gesamten Bundesgebiet, der Schweiz und Frankreich statt.
Unsere Motivation, diesen Film zu zeigen, war nicht nur davon geleitet, dass wir ihn für geeignet halten, großen Teilen der Bevölkerung einen Einblick in die konspirativ agierende Nazimusikszene zu geben. Vielmehr wollten wir auch Wachrütteln und über die Gefahr, welche von einer sich festigenden Naziszene ausgeht, informieren. Gerade das Nazizentrum „Rössle“ mit seinen zahllosen Konzerten in kurzer Zeit verdeutlicht, dass die Naziszene finanziell und organisatorisch gestärkt aus ungestört
stattfindenden Konzerten hervorgeht und sich so selbst reproduzieren kann.
Da wegen den ungeschminkten Wahrheiten, die dieser politische Dokumentarfilm transportiert, der Produzent leider keinen Sender findet, der ihn zeigen möchte, stellt dies eine enorme finanzielle Belastung für die an der Produktion Beteiligten dar. Wir finden dies einen Skandal und wollten im Rahmen unserer Möglichkeiten dafür sorgen, dem Film eine Öffentlichkeit zu schaffen.
Am Abend der ersten Vorfügrung gab Peter Ohlendorf ein Interview mit der Badischen Zeitung. Wir teilen dessen Ansinnen, faschistischen Strukturen durch Aufklärung, wie eben durch den Film, entgegenzuwirken und immer mehr Menschen zum Aktiv-Werden gegen Nazis zu animieren, und auch die Stoßrichtung des Films, einer Verharmlosung der faschistischen Musikszene entgegenzuarbeiten.
Mit den vier Vorführungen an zwei Tagen erreichten wir knapp 250 Menschen und trugen zur Refinanzierung des Films bei. An dieser Stelle wollen wir uns beim U-Asta der Uni Freiburg bedanken, der uns bei der Finanzierung dieses Projekts unterstütze und beim Kommunalen Kino und der Medienwerkstatt Freiburg e.V. für die fruchtbare Zusammenarbeit!
Antifaschistische Linke Freiburg, April 2013