Am Donnerstag, den 8.Mai 2014, versammelten sich rund 60 Antifaschistinnen und Antifaschisten zu einer Kundgebung anlässlich dem 69. Jahrestages der Befreiung vom deutschen Faschimus auf dem Platz der alten Synagoge in Freiburg.
In verschiedenen Redebeiträgen, unter anderem von der Antifaschistischen Linken Freiburgs, der SDAJ, des Offenen Antifa Treffens Freiburg & Region, der VVN BdA Freiburg sowie einem Zeitzeugenbericht, wurde der vielen Millionen Opfer des Faschimus gedacht und an den Widerstand gegen die Faschisten und ihre Verbrechen erinnert. Außerdem wurde die Notwendigkeit eines heutigen Engagement gegen das Erstarken rechter Strukturen betont.
Zur Mahnung und Erinnerung wurde eine Schweigeminute abgehalten und rote Nelken auf den Gedenkstein der alten Synagoge abgelegt. Während der gesamten Kundgebung hielten sich 6 Polizistinnen und Polizisten in Zivil in unmittelbarer Nähe zur Kundgebung auf und beobachteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wir bewerten das Auftreten der Polizei an diesem Tag als Provokation und fordern die Polizei auf dies in Zukunft zu unterlassen.
Wir freuen uns darüber dass am 8. Mai immerhin 60 Leute gemeinsam mit uns den Tag der Befreiung in Freiburg begingen und den Opfern des Faschismus gedachten. Auch im nächsten Jahr werden wir wieder eine Kundgebung abhalten.
In diesem Sinne.
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Im Folgenden dokumentieren wir den Redebeitrag der Antifaschistischen Linken Freiburg:
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Heute ist der Tag, an dem sich die Kapitulation Nazideutschlands zum 69. Mal jährt.
Eines der brutalsten Regime der Menschheitsgeschichte wurde besiegt: Durch den antifaschistischen Widerstandskampf, die Illegalen, die Kämpferinnen und Kämpfer in den Zuchthäusern und Konzentrationslagern, welche noch unter schwierigsten Bedingungen die Rüstungsproduktion sabotierten, durch die Partisanen, Überläufer, Kriegsdienstverweigerer und die Kämpferinnen und Kämpfer der Armeen der Antihitlerkoalition.
Dieser Tag darf und sollte mit gutem Recht gefeiert werden!
Die Bilanz von zwölf Jahren deutschen Faschimus ist beispiellos: Etwa 60 Millionen Menschen verloren ihr Leben, davon allein mehr als 25 Millionen Bürgerinnen und Bürger der überfallenen Sowjetunion, sechs Millionen Jüdinnen und Juden wurden vergast, erschlagen, erhängt, erschossen, Politische Gegnerinnen und Gegner, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung oder von den Nazis als „asozial“ diffamierte Menschen wurden massenhaft Opfer der faschistischen Herrschaft. Aus Freiburg wurden insgesamt 375 Jüdinnen und Juden im Zuge der Wagner-Bürckel Aktion gemeinsam mit ca.6100 Jüdinnen und Juden aus Baden und der Saarpfalz in das Konzentrationslager nach Gurs deportiert und umgebracht.
Hier, an dem Platz der alten Synagoge, stehen wir heute gemeinsam um zu erinnern und um klarzustellen: Die Wurzeln von Faschismus und Krieg sind heute immernoch in keinster Weise beseitigt!
Wir reden nicht nur davon, wie Altfaschisten nach der BRD-Gründung unter dem Schutzmantel von CDU und FDP wieder in einflussreiche Positionen zurückkehrten und das politische Klima maßgeblich mitbeeinflussten.
Auch reden wir nicht nur von der erneuten Kriminalisierung der Gegnerinnen und Gegner von Wiederbewaffnung und Restauration während des Adenauer-Regimes und den flächendeckenden Verboten progressiver und explizit antifaschistischer Organisationen.
Dabei reden wir nicht nur von der gruseligen Gleichgültigkeit mit welcher die Deutsche Bevölkerung rassistische Gewalttaten hinnimmt: die Progromstimmung gegen Asylbewerberheime in Rostock-Lichtenhagen und die Mordanschläge in den 90er Jahren, die rechtsextreme Hegemonie und Deutungshoheit in vielen deutschen Provinzen, die Blutspur, die der Nationalsozialistische Untergrund durchs Land gezogen hat. 184 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990 sprechen für sich! Und auch heute ist die Politik der Krisenverschärfung der Boden, auf dem rechte oder faschistische Parteien – von der AfD in Deutschland, über den Front National in Frankreich oder die Goldene Morgenröte in Griechenland bis zu Svoboda in der Ukraine – wachsen und gedeihen. Sie benennen nicht die Ursachen der Krise und ihrer Folgen, sondern hetzen Menschen gegeneinander auf. Sie wollen neue Grenzen, rassistische Spaltung, antisemitische Stimmungsmache, Ausgrenzung, Repression und Gewalt.
Weiterhin reden wir nicht nur von prügelnden Polizistinnen und Polizisten, die Naziaufmärsche mit brachialer Gewalt gegen Protest durchsetzen.
Wir reden nicht nur davon, wie Antifaschistinnen und Antifaschisten anhand von diffusen Extremismustheorien kriminalisiert und mit Repression überzogen werden.
Auch reden wir nicht nur davon, wie die Bundesrepublik Deutschland getarnt hinter Phrasen wie „Krieg gegen den Terror“ oder „humanistischer Intervention“ wieder völkerrechtswidrige Angriffskriege führt, um Kapital- und geostrategische Interessen in aller Welt durchzusetzen; und wie damit einhergehend versucht wird, der Gesellschaft durch öffentliche Gelöbnisse, Militärkonzerte und Rekrutierungsversuche in Schulen Krieg und Tod als etwas normales zu verkaufen; wie Deutschland als einer der größten Rüstungsexporteuere in aller Welt am Elend mitverdient.
Sondern wir reden auch davon, dass die Kapitalherrschaft, die ökonomische Basis des Faschismus, bis heute nicht beseitigt wurde. Wo sich durch Globalisierungswahn, Leistungszwang, Konkurrenzdruck, Verwertungslogik, rigidem Sozialabbau, prekären Arbeits- und Lebensbedingungen immer größere Klassengegensätze auftun, dort entsteht ein fruchtbarer Nährboden für faschistische Ideologien; nicht zuletzt wurde der Aufstieg der Nazis auch durch die vorhergehende Weltwirtschaftskrise begünstigt!
Getreu dem Schwur von Buchenwald sehen wir es als praktische Verpflichtung Aller, die Wurzeln des Faschismus für immer zu beseitigen und schonungslos zu bekämpfen.
Deshalb begehen wir den heutigen Tag feierlich, aber mit dem Bewusstsein, das der Kampf gegen Faschismus in letzter Konsequenz auch immer der Kampf gegen die kapitalistische Ausbeutung sein muss!