Der Krieg um die Köpfe beginnt hier!
Sie nennen es Adventskonzert – Wir nennen es Kriegspropaganda!
Die Bundeswehr hat längst einen Krieg um die Köpfe begonnen – und die Bundewehr wird alles tun um ihn für sich zu entscheiden. Zwei Drittel der Bevölkerung lehnt deutsche Beteiligung am Afghanistankrieg ab; die Kriegsbegeisterung lässt zu wünschen übrig. Umfrageergebnisse wie diese zeigen, dass die Bundeswehr auf einen Krieg der besonderen Art angewiesen ist. Auf einen Krieg um Zustimmung und Sympathie. Sie startet einen Werbefeldzug im großen Stil und will sich sympathisch präsentieren. Sie braucht willige RekrutInnen, die sich als Kanonenfutter hergeben; RekrutInnen die aus freiwilliger Bereitschaft für sogenannte „deutsche Interessen“ in den
Krieg ziehen. Sie braucht deshalb vor allem Akzeptanz und Rückhalt in der Bevölkerung.
Doch nicht mit uns!
Wir sind heute hier, weil auch Konzerte wie dieses nichts anderes sind als Kriegspropaganda. Sie wollen für diese Akzeptanz und Zustimmung werben indem sie den wahren Charakter der Armee und ihrer Taten verschleiern. Mit der Bundeswehr mischt die BRD weltweit in Kriegen mit und versucht eigene – die „deutschen“ – Interessen durchzusetzen.
Deutlich und unermüdlich rufen wir hier, heute: „Unsere Interessen sind das nicht!“
Das schön verpackte Gerede von humanitären Interventionen, von Mädchenschulen, von bösen Islamisten und vom Brunnenbau kommt uns zu den Ohren raus. Es tritt im Anzug, in glitzernder Paradeuniform statt im Tarn-Camouflage Kampfausrüstung auf und spricht davon unsere Freiheit am Hindukusch zu verteidigen. Doch wir rufen heute dem entgegen: „Haut ab!“
Jedoch; Die Öffentlichkeitsarbeit und Werbemaschinerie der Bundesewehr bestehen längst nicht mehr nur aus solchen Phrasen und Lippenbekenntnissen. Die Bundeswehr drängt ins Innere und zeigt vermehrt Präsenz in der Öffentlichkeit. So werden öffentliche Appelle, feierliche Gelöbnisse oder die Parade in Breisach letzten Juni mitten in den Innenstädten veranstaltet und nicht mehr auf den Kasernenhöfen. Gleichzeitig werden eben diese Kasernenhöfe für die Bevölkerung geöffnet. Am Tag der offenen Tür auf dem Panzer rumklettern; ein Event
für die ganze Familie und eine Möglichkeit in ungezwungener Athmosphäre die Soldaten von nebenan kennenzulernen, um dann festzustellen, dass die eigentlich ganz nett sind. Die Bundeswehr will sich so als ganz normalen Teil der Gesellschaft inszenieren, der sich aus dem zivilen Alltagsleben nicht mehr wegdenken lässt.
Der Werbefeldzug der Bundeswehr ist dabei längst keine Randerscheinung mehr, sondern wird professionell und umfassend geführt: Auf jeder Art von Messen wird versucht junge Leute für den Dienst an der Waffe zu gewinnen. Durch Kooperationen mit Medien, Promis oder im Internet, mit gezielter Werbung, und in Radio- und Fernsehsendern mit Jugendformaten; Überall wirbt die Bundeswehr um junge Menschen und geht auf Nachwuchsfang.
Wozu das Alles? Die vielfältigen Bemühungen um Nachwuchs sind eingebettet in den Versuch, die Rolle der Bundeswehr neu zu definieren. Der Umbau der Bundeswehr Von einer Verteidigungsarmee in eine moderne hochtechnologisierten Eingreifftruppe soll so ideologisch untermauert werden; Die Akzeptanz für Auslandseinsätze soll erhöht werden.
Konsequenterweise ist daher die Werbung im Inneren von einer beispiellosen Verharmlosung der Rolle der BRD und der Bundeswehr geprägt. Empörung ging durch die Medien, als der schöngeredete Afghanistan-Einsatz als das benannt wurde was er ist: Ein Kriegseinsatz!
Aber wir wollen uns durch diese Betitelung nicht mit Soldatenverbänden gemein machen, die mit einem Verweis
auf das Leiden von Soldaten auf die ehrenvolle Anerkennung der Leistungen deutscher Soldaten drängen. Wir wollen daraufhinweisen dass die BRD Kriege führt mit einem klaren Zweck: Ihre Interessen in anderen Teilen der Welt militärisch durchzusetzen.
Für die Legitimierung ihrer Kriegsführung wird der Bundeswehr ein Werbeetat von fast 20 Millionen Euro im Jahr zur Verfügung gestellt. Somit bestens ausgestattet versucht sie im Inland die Deutungshoheit über Begriffe wie Friedens- oder Sicherheitspolitik zu gewinnen und mischt sich dabei mit besonderer Vorliebe in die Bildung junger Menschen ein. Sie entsendet Jugendoffiziere an Schulen und sie wirkt bei der Erstellung von Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien mit. Wie werden dort Inhalte dargestellt? – Da heißt es, „natürlich ist die
Bundeswehr nicht perfekt – aber wir arbeiten daran.“ – Da heißt es, die unbeteiligte Bundesrepublik werde in Konflikte hineingezogen. Oder es heißt sie werde geradezu zur Intervention gezwungen; Vielleicht gar, um
Schlimmeres zu verhindern.
– In krassester Weise wird hierdurch entstellt wo die Ursachen von Konflikten liegen.
– In ebenso widerlicher Weise wird hierdurch verschwiegen und verharmlost wozu die Bundeswehr eigentlich dient: Nämlich zur Durchsetzung deutscher Macht- und letztlich Wirtschaftsinteressen.
In eine ähnliche Kerbe haut auch der aktuelle Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, der die Bundeswehr als eine „Armee im Einsatz“ die sich „für Frieden und Freiheit weltweit“ einsetze, definiert.
Doch zurück zum heutigen abend. Warum stehen wir nun hier?
Auch das Konzert des Luftwaffenmusikkorps 2 aus Karlsruhe, das heute hier stattfindent verdeutlicht dieses Drängen der Bundeswehr ins Innere. Hier kann sie sich ein weiteres Mal als ganz normalen Teil der Gesellschaft inszenieren. Perfiderweise wird es der Bundeswehr sogar zugestanden, sich bei einem solchen Adventskonzert als die harmlose Blaskapelle von nebenan darzustellen, die ganz uneigennützig für wohltätige Zwecke Weihnachtsmusik zum Besten gebe.
Das ist eine Farce!
Dieses Konzert verfolgt einen klaren Zweck: Es soll zur Legitimation laufender und künftiger Kriege dienen. Die Bundeswehr gibt sich nicht einmal Mühe ihre Propaganda zu verbergen. Unter anderem ist es bei solchen Konzerten vorgesehen, dass man sich an Infotischen mit Informationen über das Luftwaffenmusikkorps und die Bundeswehr im
Allgemeinen versorgen kann. Hier wird Soldaten die Möglichkeit gegeben, als Zitat „klingende Visitenkarte der Bundeswehr“ am Bild einer Armee in der Öffentlichkeit und deren Stellung in der Gesellschaft zu feilen. Hier
spielen keine Musikanten, hier spielen Soldaten! Und zwar in Uniform! Hier können Soldaten
auf eine Zustimmung zu Militäreinsätzen, im Innern wie im Äußeren, hinarbeiten. Das ist für uns nicht akzeptabel!
Wir wollen es da eher mit Kurt Tucholsky halten: „Soldaten sind Mörder!“. Basta!
Antifaschistische Linke Freiburg, Dezember 2013.