Wie in vielen anderen Städten versammelten sich heute auch in Freiburg zahlreiche Menschen, um der Opfer des Anschlages in Pirsûs (türk. Suruc) zu gedenken und ihre Solidarität mit dem demokratischen Projekt in Rojava zu bekunden. Nach kurzer Mobilisierungszeit beteiligten sich etwa 200 Menschen an einer Demonstration, die lautstark durch die Freiburger Innenstadt vom Holzmarkt über die Kaiser-Joseph-Straße zum Siegesdenkmal und wieder zurück führte. Der Demonstrationszug wurde dabei ständig von mehreren Zivilbeamten beobachtet. Davon ließen sich die Demonstierenden aber nicht einschüchtern und thematisierten mit Parolen und Flyer den Anschlag. Auch die Rolle des NATO-Mitglieds Türkei wurde angesprochen und betont, dass die AKP-Regierung durch ihre repressive Politik und die – mindestens indirekte – Unterstützung des IS für die Toten von Pirsûs mitverantwortlich ist.
Bei dem heutigen Anschlag gegen 12:15 Uhr Ortszeit wurden mindestens 27 Menschen getötet und über hundert verletzt. Das Selbstmordattentat traf das Kulturzentrum Amara. Dort befanden sich zu dem Zeitpunkt über 300 Jugendliche, die einem Aufruf der Förderation Sozialistscher Jugendverbände gefolgt waren. Gemeinsam wurden Pläne zum Wiederaufbau der zerstörten Stadt Kobanê diskutiert, um anschließend dorthin zu reisen. Zum Zeitpunkt des Anschlages sollte eine Pressekonferenz stattfinden. Zeitgleich kam es auch in Kobanê zu einem Angriff, bei dem zwei Mitglieder der YPG getötet wurden. Es wird vermutet, dass der IS für die Angriffe verantwortlich ist, auch wenn sich die Terrororganistion noch nicht dazu bekannte. Die Anschläge richteten sich gegen den Wiederaufbau von Kobanê, gegen den demokratischen Aufbruch in Rojava, gegen „die Geschwisterlichkeit der Völker, gegen das Projekt eines selbstbestimmten Lebens, gegen Demokratie und Menschenrechte.“ (Zitat NAV-DEM)
Rojava steht für den Kampf um ein selbstorganisiertes Leben in einer Gesellschaft frei von jeglicher Unterdrückung. Viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern schließen sich den Verteidigungskräften der YPG/YPJ an um diese Ziele zu verteidigen. Genau zwei Wochen vor dem Anschlag in Pirsûs ließen der junge Internationalist Kevin Jochim (Dilsoz Bahar) aus Karlsruhe und fünf weitere Freunde ihr Leben bei dem Versuch das Dorf Şergirat im Kanton Cizîrê zu verteidigen. Auch ihnen galt die heutige Veranstaltung. Bereits letzten Freitag war eine kleine Aktion in Gedenken an Kevin (Dilsoz) in Freiburg durchgeführt worden.
Während die kurdischen Verteidigunsgkräfte erbitterten Widerstand gegen die Terrororganisation Islamischer Staat führen, billigt die Bundesrepublik zumindest indirekt die Unterstützung des IS durch die Türkei. Zudem schließt sich die BRD dem repressiven Vorgehen gegen fortschrittliche kurdische Kräfte an und hält noch immer an einem Verbot der PKK fest. Erst vor zwei Tagen veranlasste die Bundesanwaltschaft Karlsruhe die Festnahme eines kurdischen Aktivisten. Mit dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung konfrontiert sitzt er nun in Untersuchungshaft.
Wir verurteilen die umfassende Repression gegen die kurdische Bewegung. Gleichzeitig gilt unser Mitgefühl und unsere Trauer den Angehörigen, den Freundinnen und Freunden, den Genosinnen und Genossen der Opfer des Anschlags und den gefallenen Kämpferinnen und Kämpfer in Rojava.
Wir wollen auf die Trauerfeier für Kevin Jochim (Dilsoz Bahar) aufmerksam machen:
Am Sonntag, den 26.7, findet diese in Karlsruhe statt. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr im Mikado (Kanalweg 52).