Mehr als 2000 Antifaschist_innen haben gestern in Freiburg ein starkes, feministisches und antirassistisches Zeichen gesetzt. In ihrem Versuch, die Vergewaltigung an einer jungen Freiburgerin für ihre rechte Hetze zu missbrauchen, hatten AfD und Junge Alternative in Kooperation mit dem rechten Frauenbündnis Kandel zu einer Demonstration aufgerufen. Nur durch das brutale Vorgehen der Polizei konnten die Rechten marschieren. Dabei hatten sie jedoch keine Minute Ruhe. Die Vielzahl der Aktivist_innen am Bertholsbrunnen verhinderte, dass die 300-400 Rassisten ihre geplante Demonstrationsroute über die Kaiser-Joseph-Straße laufen konnten. Die Demonstration, bestehend unter anderem aus der rechtsradikalen „Identitären Bewegung“ (Karlsruhe, Schwaben, Baden, Freiburg), AfD und dem männerdominierten „Frauenbündnis Kandel“, musste daraufhin von der Polizei über eine Alternativroute durch die Seitenstraßen der Innenstadt geschleust werden. Entschlossene Gegendemonstrant_innen schafften es aber auch hier immer wieder mit lautstarken Blockaden den Rechten ein Fortkommen in der Stadt zu erschweren. Die sichtlich überforderte Polizei ließ es vielerorts zu unkontrollierbaren Situation kommen. Nur durch den massiven Einsatz von Gewalt konnte sie Schneisen durch den bunten Protest schlagen, sodass die Rechten schließlich zu ihrem gewünschten Kundgebungsort am Rathausplatz gelangten. Hier ging die Hetze des Redners in lauten feministischen und antirassistischen Parolen und Gesängen unter. Die Demonstration der AfD wird nicht der letzte Versuch rechter Vereinnahmung sexualisierter Gewaltverbrechen bleiben.
Für ins ist klar, dass wir uns den Rechten auch dann wieder in den Weg stellen werden. Denn Gewalt gegen Frauen muss immer und überall bekämpft werden, egal von wem sie ausgeht. Deshalb lautet unsere emanzipatorische Antwort antirassistischer Feminismus!
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Hier unser Redebeitrag auf der Kundgebung, sowie der Redebeitrag des Offenen Antifaschistischen Treffen Freiburg & Region [OAT] und eine kleine Presseschau:

Redebeitrag Antifaschistische Linke Freiburg (IL):
„Wieder stehen wir heute hier und wieder müssen wir feststellen, dass sich die Gestalten rund um die AFD Freiburg offensichtlich für keinen politischen Instrumentalisierungsversuch zu schade sind. Wieder einmal versuchen diese Hetzer ein schreckliches Verbrechen für ihre rechte Propaganda zu nutzen. Dabei ist es geradezu absurd, dass ausgerechnet diejenigen jetzt von Frauenrechten reden, die sich ansonsten vor allem dadurch auszeichnen ein durch und durch patriarchales und reaktionäres Weltbild zu pflegen. Diese Leute, die nun hetzend durch die Straßen Freiburgs ziehen wollen, sind sich ansonsten nicht dafür zu schade Vergewaltiger vor Gericht zu verteidigen, wie es beispielsweise der rechte Hardliner Dubravko Mandic in der Vergangenheit tat. Mandic war sich auch nicht zu schade in der Vergangenheit völlig selbstverständlich öffentlich Witze über die Vergewaltigung von Frauen zu machen. Dass es diesen hasserfüllten Hetzern dort drüben nicht um Solidarität und Schutz der Betroffenen oder ein Zeichen gegen sexualisierte Gewalt geht ist daher völlig offensichtlich.

Dass es sich bei der Vergewaltigung einer jungen Frau um ein verabscheuungswürdiges Verbrechen handelt, dass geahndet werden muss, steht außer Frage. Während sich aber die AfD alle Mühe gibt, für die Tat ausschließlich und pauschalisierend alle MigrantInnen in Deutschland verantwortlich zu machen und mit ihrer spalterischen Rhetorik weiter einen Keil zwischen die Menschen in der BRD zu treiben, sagen wir: Unser Feminismus ist und bleibt antirassistisch!
Nicht „die Muslime“, „die Ausländer“ oder „die Fremden“ vergewaltigen Frauen. Männer vergewaltigen Frauen. Die Ursache dafür ist das Patriarchat, also die systematische Unterdrückung und Ausbeutung der Frau! Patriarchat, Sexismus und sexuelle Gewalt sind dabei nichts, was in unsere Gesellschaft importiert wird, sondern traurige Realität.
Täglich sind Frauen von sexualisierter Gewalt und Übergriffen betroffen, die Täter kommen fast immer aus dem direkten Umfeld der Betroffenen.

Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist der AfD normalerweise nicht der Rede wert. Einzig und allein wenn es in das politische Kalkül der Rechten zu passen scheint, heucheln die AfDler Empörung und Betroffenheit.
Lassen wir uns von ihrer rassistischen und spalterischen Hetze nicht blenden! Die AfD steht für die patriarchale Unterdrückung der Frau! Die AfD steht gegen die Selbstbestimmung der Frau und die
AfD steht für reaktionäre und überholte Rollen und Geschlechterbilder!
Die Politik der AfD richtet sich dabei gegen die Interessen von uns allen.
Ihre Versuche, uns in deutsche Frauen und migrantische Frauen, Frauen und Männer, Deutsche und Migrantinnen und Migranten zu spalten, dürfen wir nicht unbeantwortet lassen sondern müssen entschieden den Widerstand gegen solche Hetze auf die Straße bringen.

Unsere Solidarität gilt all jenen Frauen, die sexualisierter Gewalt und Übergriffen ausgesetzt waren und sind. Sexismus und sexualisierte Gewalt müssen überall bekämpft werden – egal von wem sie ausgeht.

#Zusammenstehen gegen Rassismus, Patriarchat und Kapitalismus. Hier, jetzt aber auch immer und überall.
Wir lassen uns nicht spalten!“

Rede des Offenen Antifa Treffens Freiburg und Region [OAT]:

„Liebe Genossinnen und Genossen,

Hier in Freiburg wurde zwei Wochen eine junge Frau unter Drogen gesetzt und von acht Männern vergewaltigt.

Laut den Statistiken von terre de femme wird in Deutschland alle drei Minuten eine Frau vergewaltigt. Einhundertsechzigtausend Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen pro Jahr. Und nur in achttausend Fällen davon, traut sich das Opfer eine Anzeige zu machen. Nur eintausend Täter werden verurteilt, also weniger als ein Prozent.

Unser Oberbürgermeister Martin Horn hat noch am Freitag in einer Pressemitteilung gesagt – Zitat: „Ich bin dankbar, dass wir für die Verfolgung und Ahndung eine funktionierende Polizei und Justiz haben.“

Polizei und Justiz funktionieren hervorragend, wenn es darum geht Neonazis ihr Demonstrationsrecht zu ermöglichen – aber ganz sicher nicht bei Vergewaltigungen, das ist Schwachsinn!

Und genau so ein Schwachsinn ist es, wenn Leute bei sexuellem Missbrauch von tragischen Einzelfällen reden. Das sind keine Einzelfälle – das ist ein gesellschaftliches, ein kulturelles Problem! Aber die Ursache dafür liegt eben nicht in der Einwanderung, sondern im Patriarchat!

Es ist nichts, überhaupt nichts falsch daran, nach einem solchen Verbrechen dagegen auf die Straße zu gehen. Und wenn sich Frauen organisieren, um das regelmäßig zu tun, dann ist daran auch nichts verkehrt!

Aber es sind eben kaum Feministinnen, die das machen. Es sind Rassisten, die solche Vorfälle instrumentalisieren. In Kandel haben sie ein sogenanntes Frauenbündnis inszeniert: Um so zu tun, als ginge es ihnen irgendwie um Gewalt gegen Frauen, statt darum, dass Menschen mit anderer Hautfarbe in ihre Nachbarschaft ziehen.

Aber sie entlarven sich auch immer wieder selbst. Auf der Webseite der Bundes-AfD findet sich folgendes Zitat: „Für uns in Deutschland ist die Wahl von Kavanaugh ein deutliches Zeichen des Aufbruchs für alle Konservativen. Das pauschale Diskreditieren von Konservativen funktioniert nicht mehr.“ Hier wird Brett Kavanaugh verteidigt. Der Mann, der in den letzten Monaten durch alle Nachrichten ging, weil er zwei Frauen sexuell missbraucht hat und jetzt im Obersten Gerichtshof der USA sitzt!

Das ist die AfD wie wir sie kennen. Ein paar Stunden haben sie gebraucht, um nach der Bekanntgabe des Verbrechens, ihre heutige Demonstration zu bewerben. Vermutlich haben sie schon monatelang auf diese Chance gewartet, sich endlich auch in Freiburg als Verteidiger der deutschen Frauen inszenieren zu dürfen. Wir können davon ausgehen, dass in den Freiburger Burschenschaftshäusern nach dieser Meldung die Sektkorken geknallt haben!

Vor ein paar Jahren haben einige Leute noch geglaubt, die AfD würde einfach so wieder verschwinden. Mittlerweile ist so ziemlich jedem klar, dass das nicht so sein wird. Ein Ende ihres Aufschwungs, ist momentan nicht in Sicht. Bei jeder Nachricht, die sich irgendwie für diese Rassisten verwerten lässt, werden sie auch auf der Straße stehen und ihre Propaganda betreiben.

Nur auf die Gegenproteste zu gehen und ein paar Mal in eine Trillerpfeife zu blasen wird dieses Problem leider nicht lösen. Wir müssen uns auch darüber hinaus organisieren. Wir müssen uns Zusammenschließen, um uns gegen diesen Rechtsruck zu wehren.

Dafür gibt es in Freiburg auch einen guten Ort: Das Offene Antifaschistische Treffen. Bei uns sind alle willkommen, die etwas gegen diesen Zustand unternehmen wollen. Egal ob ihr viel oder wenig Zeit dafür opfern könnt, egal wie alt ihr seid, egal ob ihr Erfahrung mitbringt oder nicht – es wird uns alle brauchen, wenn wir den rechten Hetzern etwas entgegensetzen wollen.

Darum laden wir euch ein zu unserem offenen Treffen: Jeden 1. & 3. Freitag im Monat, um 18:30 im Linken Zentrum.“

Presse:
#Interview der Antifaschistischen Linken Freiburg (IL) mit Fudder: Was die Antifaschistische Linke mit ihrer Gegen-Demo am Bertoldsbrunnen plant

#Bericht von Radio Dreyeckland: „Polizei prügelt 250 Nazis den Weg durch viele Tausend Gegendemonstrant_innen frei“

#Beitrag von Radio Dreyeckland zu sexualisierter Gewalt an Frauen: „Spektaküläre Fälle und dahinter ein großer blinder Fleck“

#Live-Ticker von Fudder: „Tausende demonstrieren in der Freiburger Innenstadt“