Pressemitteilung anlässlich der AfD-Beilage in der Wochenzeitung Der Sonntag vom 6.12.20

Vermutlich aus finanziellen Gründen hat die Badische Zeitung am vergangenen Sonntag die fragwürdige Entscheidung getroffen, ein von rechtem und verschwörungstheoretischem Unfug durchsetztes Schreiben ihrer Sonntagsausgabe Der Sonntag beizulegen. Verantwortlich für das Machwerk ist die AfD-Gruppe im Freiburger Gemeinderat. Namentlich die beiden Stadträte Detlef Huber und Dubravko Mandic. Die Wellen der Empörung waren wenig überraschend hoch und viel Richtiges wurde in diesem Zusammenhang bereits gesagt. Die Badische Zeitung sah sich wohl aufgrund des massiven Drucks genötigt, eine arg fadenscheinige und plumpe Stellungnahme bezüglich ihrer Entscheidung zu veröffentlichen. Hier schreiben die Verantwortlichen unter anderem, dass „(…) unser Haus bei Prüfung der Beilage die handelnden Personen zu wenig in den Blick genommen [hat]“.

Gemeint ist hier vor allem der Stadtrat Dubravko Mandic. Auch wenn wir Verleger Wolfgang Poppen und Chefredakteur Thomas Fricker zu keiner Sekunde abnehmen, nicht zu wissen, wer Dubravko Mandic ist oder für was er politisch steht, helfen wir trotzdem gerne noch mal auf die Sprünge. Im Folgenden der Versuch einer Einordnung des Freiburger Stadtrats Dubravko Mandic.

Dubravko Mandic – ein rechter Netzwerker

1. Der Aufbau einer Parteijugend in Freiburg

Als langjähriges Mitglied der Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia hat es Mandic in den vergangenen Jahren gut verstanden, junge Burschenschaftler um sich zu scharen und politisch rechts zu organisieren.

Schon damals war augenscheinlich, dass Mandic sich deutlich am rechten Rand der AfD verortete. Zudem nahm er in seinen Äußerungen kein Blatt vor den Mund1 und provozierte durch sein aggressives Auftreten2. Wohl auch, um sich über die Grenzen Freiburgs hinweg als besonders harter Kanten im rechtsnationalen Lager zu profilieren (siehe Punkt 3). Seine diversen Entgleisungen3 konnten Mandic zudem nicht davon abhalten, seine Doppelrolle als aktiver Burschenschaftler und AfDler zu nutzen und als wichtiges Bindeglied zwischen Parteiapparat, Burschenschaften und rechter Nachwuchsgewinnung zu fungieren. Mit einigem Erfolg: Mandic gelang es zum einen die stark zum Erliegen gekommene Burschenschaft Saxo Silesia mit jungen Burschen zu revitalisieren und zum anderen eine junge, funktionierende und zeitweise relativ aktivistisch auftretende JA- Struktur4 in Freiburg ins Leben zu rufen.

Auffällig war von Beginn an sowohl die Rolle Mandics, die er bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden im Jahre 2017 innerhalb dieser Struktur einnahm, als auch die personelle Zusammensetzung der Freiburger-JA insgesamt. Der überwiegende Teil der Freiburger-JA rekrutierte sich entweder direkt aus der Burschenschaft Saxo Silesia, bewegte sich anderweitig im burschenschaftlichen Milieu innerhalb Freiburgs oder wies zumindest Schnittstellen hierzu auf. Es ist sicherlich nicht vermessen zu behaupten, dass Mandic einen großen Anteil daran hatte, dass beim Aufbau einer funktionierende JA- Struktur, zunächst größtenteils auf burschenschaftliche Kontakte zurückgegriffen wurde.

Weiterhin auffällig ist, dass es Mandic gelang, die politische Stoßrichtung innerhalb der Freiburger-JA weitestgehend von Beginn an vorzugeben. Offensichtlich ließen ihm seine Parteikollegen freie Hand dabei und störten sich nicht weiter an dessen Zielvorstellungen. So sind die engen Verbindungen zwischen Mandic, der Freiburger JA und beispielsweise der (ehemaligen) Flügelstruktur innerhalb der AfD auch auf Mandics Hinwirken zurückzuführen. Mandic legte in der Vergangenheit offensichtlich großen Wert darauf, eine Gruppe junger Personen um sich zu versammeln, diese – auch im innerparteilichen Richtungskampf – deutlich nach rechts zu organisieren5 und politisch an seine Person zu binden.

2. Dubravko Mandic und die Identitäre Bewegung (IB)

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang sind die engen Überschneidungen zwischen der Freiburger JA und der Identitären Bewegung. Auch dies ist nicht verwunderlich, führt man sich die des Öfteren geäußerten Bestrebungen Mandics vor Augen, die Identitäre Bewegung als außerparlamentarische Verbündete nahe an der AfD zu halten6. Erkennbar war das bereits, als Mandic noch vor allem damit beschäftigt war, in Freiburg die JA aufzubauen. So besuchte er mit einigen JA-Mitgliedern beispielsweise das Sommerseminar des sogenannten Instituts für Staatspolitik (IfS) in Schnellroda. Das IfS ist ein neurechter Thinktank und wurde im Jahr 2000 unter anderem von Götz Kubitschek ins Leben gerufen. Neben dem Vertrieb neurechter Literatur und anderen Publikationen, wie beispielsweise der Zeitschrift Sezession, veranstaltet das IfS regelmäßige politische Schulungen. Die engen Verbindungen zwischen nahezu allen wichtigen Führungsfiguren der Identitären Bewegung mit Götz Kubitscheks IfS sind bereits seit längerem bekannt7. So gelten Götz Kubitschek und das IfS zumindest als wichtige Impulsgeber und Vordenker beim Aufbau der Identitären Bewegung. Neben der IB pflegt das IfS aber eben auch beste Kontakte zum rechtsnationalen und völkischen Flügel innerhalb der AfD sowie zu Funktionären der NPD und JN.

Völlig offensichtlich werden die Verbindungen, wenn Mandic Videos davon veröffentlicht, wie er ein Flügeltreffen der AfD in Schnellroda besucht und munter von der Verbindung zwischen ihm, der AfD und Kubitscheks IfS plaudert8. Dass Mandic dies tut, kann nur als ein politisches Signal verstanden werden. Es geht ihm offensichtlich darum, die ohnehin schon bestehenden Netzwerke der politischen Rechten weiter auszubauen und nach außen zu präsentieren.

Dubravko Mandic ist eine der Personen, die sich nicht nur bestens mit neurechten Vordenkern wie Götz Kubitschek und Vertretern der IB wie Martin Sellner oder Felix Koschkar verstehen, sondern auch eine enge Verbindung zwischen der eigenen Partei und neurechten außerparlamentarischen Organisationen forcieren und vorantreiben. So ist es kein Wunder, dass mit der Freiburger-JA rund um Mandic eben nicht nur die Freiburger Parteijugend in Schnellroda zu Besuch war, sondern in Personalunion auch Vertreter der Freiburger IB und Burschenschafter der Saxo Silesia sich dort mit Gesinnungsgenossen austauschen konnten9.

Aus seiner engen Verbindung zur Identitären Bewegung machte Mandic in der Vergangenheit indes nie einen Hehl. So besuchte er beispielsweise mehrere Demonstrationen der Identitären Bewegung10, traf sich mit Vertretern der IB11, bewarb Veranstaltungen und Aktionen12, setzte sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen AfD und IB ein und trat in Klamotten der IB öffentlich auf13.

3. Mandics bundesweite Vernetzungen

Mandics politische Ambitionen beschränken sich bei weitem nicht nur auf Ambitionen innerhalb der AfD und Kontakte zur IB oder zum IfS. Von Anfang an hatte er große Bestrebungen, diverse Akteure der außerparlamentarischen Rechten zu einen, bzw. langfristig enge Kontakte zu Vertretern diverser Organisationen aufzubauen. Das Ziel dahinter ist deutlich erkennbar. Mandic ging es von Beginn an nicht nur darum, parteipolitisch seine Positionen durchzusetzen, sondern sein Ziel war und ist es, ein rechtes Netzwerk aus Teilen der Partei, Burschenschaften, Identitärer Bewegung, neurechten und teilweise eben auch neofaschistischen Organisationen und Personen zu initiieren (Siehe die Punkte 2 und 6).

Innerhalb des rechten Flügels der AfD ist Mandic bestens vernetzt und konnte sich Flügelintern in den vergangenen Jahren als harter Kanten profilieren. Nicht zuletzt aufgrund seiner selten sonderlich feingeistigen Art, drohte Mandic ein parteiinternes Ausschlussverfahren, welches aber aus parteitaktischen Beweggründe heraus unter anderem von Alice Weidel vorläufig ausgebremst wurde14.

Mandic forciert die innerparteilichen Grabenkämpfe nicht nur, indem er beispielsweise sehr hart und öffentlich gegen Jörg Meuthen – immerhin der Parteivorsitzende seiner eigenen Partei – schießt15, sondern auch, indem er seit Jahren versucht, seine Kontakte zu anderen rechten Hardlinern innerhalb der AfD weiter auszubauen. So scheute sich Mandic beispielsweise nicht, Anfang des Jahres der Einladung des notorischen Querulanten und Antisemiten16 Stefan Räpple zu einer Kundgebung vor dem SWR-Gebäude in Baden-Baden zu folgen und dort eine hetzerische Brandrede zu halten17.

Ebenfalls enge Verbindung hat Mandic beispielsweise zu Markus Frohnmaier. Frohnmaier – mittlerweile Pressesprecher von Alice Weidel und Mitglied des Bundestages – kennt Mandic aus der gemeinsamen Zeit bei der Burschenschaft Saxo-Silesia. Auch inhaltlich stehen die beiden eng beieinander. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang beispielsweise, dass Frohnmaier extra zur von Mandic initiierten Gründung der JA-Freiburg am 16.08.2015 in die Räumlichkeiten der Saxo-Silesia eingeladen wurde, und vor Ort mit einer Brandrede glänzen konnte18.

Neben einer aggressiven Rhetorik teilen Frohnmaier und Mandic auch dieselben Bekanntschaften. Sowohl Mandic als auch Frohnmaier standen beispielsweise in der Vergangenheit im engen Kontakt mit dem Chef der Identitären Bewegung Martin Sellner. So warb Sellner unlängst für Mandics neustes Medienprojekt19 (siehe Punkt 6), während sich Frohnmaier gleich öffentlichkeitswirksam auf ein Pläuschchen mit dem Chefideologen der IB in dessen Garten traf20. Erneut wird hier ersichtlich, welche engen Verbindungen zur außerparlamentarischen Rechten rund um Mandic und dessen politische Weggefährten bestehen.

Ein weiterer Vertreter der Freiburger AfD-Kaderschmiede Saxo-Silesia ist Mandics politischer Mitstreiter Reimond Hoffmann. Hoffmann, der mittlerweile als Stadtrat in Rottweil tätig ist, war gemeinsam mit Mandic sowohl Teil der Saxo-Silesia21 als auch damit beschäftigt, die JA in Freiburg aktivistisch auftreten zu lassen22. Politisch beheimatet ist Hoffmann bei der Identitären Bewegung und beim mittlerweile gescheiterten baden-württembergischen PEGIDA-Ableger. So war Hoffmann mit anderen AfDlern aktiv daran beteiligt, PEGIDA Baden-Württemberg zu gründen23. Mandic teilte Hoffmanns Begeisterung für PEGIDA und war deshalb folgerichtig auch als Redner bei PEGIDA in Dresden eingeladen24. Wenig überraschend, dass es Mandic auch hier gelungen ist, seine Kontakte auszubauen. So hielt er nicht nur eine Rede bei PEGIDA in Dresden und arbeitete in Freiburg mit PEGIDA-Anhängern wie Hoffmann oder Thomas Seitz25 zusammen, sondern ist zudem mit PEGIDA-Chef Lutz Bachmann befreundet26.

Aber auch zu den Führungsfiguren des völkischen Flügels, allen voran Björn Höcke und dem mittlerweile geschasste Andreas Kalbitz27, pflegt Mandic gute Kontakte und konnte Kalbitz beispielsweise zu einem Vortrag unter dem Titel „Deutschland in Migrationsgewittern“ nach Hochdorf bei Freiburg laden28. Musste Mandic Höcke bei einem Interview im Rahmen des sogenannten Kyffhäusertreffens noch förmlich siezen29, ist man in diesem Jahr den folgerichtigen Schritt zum freundschaftlichen Du gegangen30. Offenbar weiß auch der Chef des völkischen Flügels, was er an politischen Hardlinern wie Mandic hat. Doch selbst die graue Eminenz der AfD, Alexander Gauland scheint mit Mandic zumindest bekannt zu sein und hat offensichtlich auch kein größeres Problem damit, sich mit ihm und einem weiteren IBler fotografieren zu lassen31.

4. Mandic und sein Umgang mit der Corona-Pandemie

Ist sich die AfD in ihrem Umgang mit der Corona-Pandemie insgesamt noch uneinig über einen einheitlichen Umgang, scheint die Parteirechte bereits relativ früh ein politisches Vorgehen gefunden zu haben. Mandic fiel in der jüngeren Vergangenheit nicht nur dadurch auf, dass er durch diverse Aussagen und Handlungen die Notwendigkeit der Coronaauflagen in Frage stellte32, sondern auch dadurch, dass er bereits recht früh versuchte, das Thema der Corona-Beschränkungen von rechts zu unterwandern. Sein Versuch, die Thematik in Form einer Kundgebung auf dem Platz der alten Synagoge am 2. Mai an sich zu reißen, scheiterte zwar am entschlossenen Gegenprotest antifaschistischer Aktivist*innen, machte aber die dahinterstehende Intention offensichtlich. Mandic ging es bereits früh darum, das Thema von rechts zu bespielen. Unter anderem durch seinen Umgang mit der Maskenpflicht, die er durch die Verwendung einer Karnevalsmaske ins Lächerliche zu ziehen suchte33, gab er eine Einladung an all diejenigen aus, die sich zu den Skeptiker*innen der Coronamaßnahmen bzw. Querdenkern zählen und keinerlei Berührungsängste mit Rechten haben. Dass diese Taktik in Freiburg scheiterte, lag sicherlich auch am entschiedenen Gegenprotest in der Stadt. Mandic beließ es nach dieser Erfahrung vorerst dabei, auf eigene politische Veranstaltungen mit Coronabezug zu verzichten. Allerdings trat er vereinzelt auf Kundgebungen der Querdenker in Freiburg in Erscheinung und politisch enge Weggefährten Mandics, wie etwa Robert Hagerman, gehören mittlerweile zum festen Personenkreis der Freiburger Querdenker und übernehmen hier auch Verantwortlichkeiten34. Hagerman war es zudem, der auf der von Mandic initiierten Veranstaltung am 2. Mai eine vor Verschwörungsideen und Coronaverharmlosung nur so strotzende Rede auf dem Platz der alten Synagoge hielt35. Trotz alledem ist es Mandic bisher nicht gelungen, eine enge Verbindung zu den Querdenkern in Freiburg aufzubauen. Es kann aber relativ sicher davon ausgegangen werden, dass er weiter versuchen wird, an diese Bewegung in irgendeiner Form anzudocken. Besonders mit Hinblick darauf, dass bundesweit ein ähnlicher Trend von Teilen der AfD zu beobachten ist. Sollten sich die Querdenker bundesweit nach Ereignissen wie Leipzig und Berlin weiter nach rechts öffnen und radikalisieren, wird Dubravko Mandic sicherlich bereitstehen, um möglicherweise politisches Kapital aus dieser Entwicklung zu schlagen.

5. Mandic, der harte Kanten innerhalb der AfD

Mandics Selbstdarstellung ist neben dem Versuch, den politischen Gegner herabzuwürdigen auch davon geprägt, sich selbst oder die eigene Seite stets als überlegen, kämpferisch und standhaft darzustellen. Mandic bedient sich hierbei auch explizit Mitteln der Drohung und unverhohlenen Aufrufen zur Gewalt.

Nachdem unlängst gerichtlich entschieden wurde, dass die Unmutsbekundung Freiburger Fußballfans über Mandic durch das Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt ist, reagierte Mandic dementsprechend. Als Reaktion schrieb er auf Facebook:

„Wer hat Lust mit mir und ein paar stabilen Patrioten auf der Nordtribüne nach dem Rechten zu sehen?36

Dies kann als offene Gewaltandrohung an diejenigen verstanden werden, die vorher von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hatten. Ein vermutlich nicht allzu alltäglicher Vorgang eines Stadtrats in einer deutschen Großstadt. Aber ohnehin scheint Mandic kein sonderlich großes Bedürfnis zu haben, sich in irgendeiner Form von Gewaltanwendung zur Durchsetzung politischer Interessen zu distanzieren. Vorläufiger provokativer Höhepunkt Mandics war das öffentliche Tragen eines T-Shirts des sogenannten Kampf der Nibelungen. Der Kampf der Nibelungen (KdN) gilt als die größte und wichtigste Kampfsportveranstaltung der neonazistischen Rechten in der BRD. Seit 2013 findet das KdN jährlich statt. Initiator ist u.a. der Dortmunder Faschist und Mitglied der Neonazipartei Die Rechte, Alexander Deptolla.37 Dass nun ausgerechnet Dubravko Mandic, Vertreter einer angeblich demokratischen Partei im Freiburger Gemeinderat, ein T-Shirt des KdN derart offen zur Schau trägt, lässt tief blicken und zeigt auf, dass Mandic offensichtlich keinerlei Abgrenzungsbedürfnis zu gewalttätigen Neofaschisten besitzt.

Dass es mitunter nicht nur bei reinen Worten bleibt, zeigen gleich mehrere Vorfälle bei denen Mandic direkt in physische Auseinandersetzungen involviert war. So verletzte er zusammen mit Robert Hagerman im Jahre 2019 einen Passanten mit Reizgas sowie einer Eisenzange und wurde deshalb in erster Instanz wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt und steht deshalb aktuell erneut vor Gericht38. Ebenfalls körperlich wurde es, als Mandic bei einer Veranstaltung einer anwesenden Journalistin das Handy aus der Hand riss. Auch hierfür wurde der Anwalt juristisch belangt und wegen Nötigung verurteilt39. Auch erwähnenswert ist zudem ein Vorfall, der sich im November 2019 in den Räumen der Freiburger Universität zutrug. Gemeinsam mit einigen treuen JA-Mitgliedern störte Mandic einen Vortrag40. Dabei provozierten er und weitere seiner Getreuen, es kam zu Rempeleien, Drohungen und Beleidigungen. All diese Vorfälle zeigen nicht nur, dass Mandic mitunter zur Gewalt neigt. Vielmehr wird ersichtlich, dass der Stadtrat Gewalt als Mittel zu politischen Durchsetzung durchaus gutheißt. Neben der Selbstinszenierung seiner eigenen Person als verbaler Provokateur, seinen fragwürdigen Kontakten zu allerlei gewaltaffinen rechten Organisationen und der eigenen Gewalttätigkeit zeichnet sich das Bild eines Mannes, der zur reellen Gefahr für all diejenigen werden kann, die nicht seiner politischen Linie entsprechen41. Dass eine derartige Person in Freiburg das Amt eines Stadtrats bekleidet und darüber hinaus als Anwalt arbeiten kann, ist eine Schande!

6. Ausblick: Mandic, ein innerparteilicher Querulant und rechter Influencer?

Mandics Auftreten ist vor allem auch geprägt von dem Versuch, die eigene Person hervorzuheben, dem politischen Gegner gegenüber Stärke zu demonstrieren, Drohungen auszusprechen, unverhohlen zu Gewalt aufzurufen und allgemein das Gegenüber abzuwerten. Dazu nutzt Mandic nahezu sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Seit einiger Zeit ist zu beobachten, dass Mandic auch die neuen Medien für sich entdeckt hat. Gleich mehrere Formate hat er in den vergangenen Jahren versucht zu etablieren. Zu Beginn interviewte Mandic ihm politisch nahestehende Personen wie beispielsweise Björn Höcke, die das Angebot auch dankend annahmen.

Mittlerweile hat sich Mandic allerdings von reiner Parteipropaganda recht deutlich gelöst. So bietet er beispielsweise auf seinen Medienkanälen auch AfD-Dissidenten wie Ralf Özkara eine Plattform und beteiligt sich gemeinsam mit ihm öffentlichkeitswirksam an der Demontage des eigenen Parteivorsitzenden42. Mandic hat es verstanden, den Richtungskampf innerhalb der AfD auch über die sozialen Netzwerke zu führen. Auch seine bereits erwähnten Kontakte über die AfD hinaus, weiß Mandic in seinen Formaten zu nutzen. Im seinem sogenannten Metaraum bot er den Rechtsrappern Chris Ares und Prototyp wiederholt eine Plattform, vermutlich um den Anschein einer jugendlichen und hippen Bewegung zu erwecken. Den Vorstoß von Chris Ares, in Sachsen ein identitäres Jugendzentrum aufbauen zu wollen, unterstützte Mandic wenig verwunderlich äußerst vehement, selbst gegen Stimmen aus der eigenen Partei43. Generell scheint es bei Mandic momentan angesagt zu sein, besonders offensiv in der Öffentlichkeit gegen scheinbar gemäßigte Kräfte innerhalb der AfD vorzugehen. Rund um die Ausschlussaffäre um Andreas Kalbitz und weitere rechte Hardliner bezog Mandic unmissverständlich Stellung und mahnte wörtlich an:

„Höcke muss jetzt die Machtfrage stellen.“ Ansonsten sei sich Mandic nicht mehr sicher, ob „(…) die AfD die letzte ,evolutionäre Chance‘ für dieses Land ist.44

Mandic scheint keinerlei Problem damit zu haben, öffentlich gegen Teile der eigenen Partei, inklusive der eigenen Parteiführung, zu schießen und es mag durchaus sein, dass er sich momentan einzig aus den bereits erwähnten parteitaktischen Überlegungen Alice Weidels überhaupt noch innerhalb der Partei befindet45. Eine Parteikarriere auf Teufel komm raus ist jedenfalls einer der wenigen Vorwürfe, die wir Dubravko Mandic sicherlich nicht machen können.

Dieser Einschätzung folgend, scheint es nur folgerichtig, dass Mandic zunehmend damit beschäftigt zu sein scheint, seine Kontakte abseits der AfD weiter auszubauen, den eigenen Medienkanal voranzutreiben und sich als eine Art rechter Influencer zu betätigen. Neuestes Projekt ist Mandics Mediathek. Dieses Format erscheint in unregelmäßigen Abständen und hier arbeitet sich Mandic in bisher unbekannter Offenheit an politischen Themen ab. Dabei sprengt er regelmäßig die Grenzen jeglichen Geschmacks, sei es beispielsweise, indem er in seinen Videos tiefsten Rassismus gegen Schwarze äußert, von weißer Rasse und weißen Brüdern palavert und einen Apartheidsstaat herbeisehnt. Oder indem er Gewalt gegen Flüchtlingshelfer*innen als Volkszorn46 bezeichnet. Er ist sich in diesem Format nicht einmal zu schade, den white supremacist und Rassentheoretiker Jared Taylor in seine Videos einzubauen47. Kaum weiter erwähnenswert, dass Mandic sich hier auch an bekannten rechten Verschwörungstheorien wie dem sogenannten Großen Austauschs bedient48. Die Theorie des Großen Austauschs behauptet, dass die einheimische deutsche Bevölkerung aufgrund eines vermeintlich größeren Plans langfristig durch Migrant*innen ausgetauscht werden soll. Diese krude Theorie findet sich nicht nur in weiten Teilen der AfD und IB wieder, sondern gehört auch zum ideologischen Fundament rechts-terroristischer Gewalttäter wie beispielsweise dem Attentäter von Christchurch49.

Es ist schon auffällig mit welchem Selbstbewusstsein Mandic agiert. Wenn selbst das Tragen neofaschistischer Kleidung, wie einem Kampf der Nibelungen-Shirt zu keinem größeren Aufschrei führt, ist es wohl auch nicht mehr weiter erwähnenswert, wenn ein Freiburger Stadtrat sein Gesicht auf einen bewaffneten rechten Milizionär der sogenannten Boogaloo-Bewegung photoshoppt und dabei offensichtlich auf tödliche Angriffe weißer Rassisten auf Black Lives Matter Aktivist*innen in den USA anspielt50.

Die Zukunft wird zeigen, inwiefern sich Mandic noch weiter radikalisiert und ob das seinen (partei-)politischen Ambitionen eher schadet oder hilft. Klar ist jedenfalls, dass Mandic – von dem vor einigen Monaten noch einige erwartet hatten, dass er wohl das parteipolitische Schicksal eines Andreas Kalbitz teilen würde – ersteinmal Teil der AfD bleiben wird. Allen verbalradikalen Entgleisungen, physischen Gewalttätigkeiten und geschmacklosen Tabubrüchen zum Trotz, tritt Mandic bei der kommenden Landtagswahl 2021 in Lörrach an. Dort konnte er sich gegen die Konkurrenz aus den eigenen Reihen deutlich durchsetzen. Ob er auch zusätzlich in Freiburg antreten wird, hat er bisher zumindest noch nicht ausgeschlossen.

Dubravko Mandic, der rechte Netzwerker, Rassist und Gewalttäter mit deutlichem Hang zum Narzissmus, wird auch in absehbarer Zukunft die politische Bühne in Freiburg nicht verlassen und alles in seiner Macht Stehende tun, um die AfD weiter zu radikalisieren. Dass die Badische Zeitung ihm und seinem Parteiklüngel in Freiburg unnötigerweise zu einer reichweitenstarken Veröffentlichung verholfen hat ist in diesem Zusammenhang natürlich absolut verurteilenswert.

Pressekontakt:

Nils Bornstedt

info@antifaschistische-linke.de

Weiterführende Informationen:

Rechercheplattform zur Identitären Bewegung:

https://threadreaderapp.com/thread/1303941351969611776.html

IBster Watch. Über „Identitäre“ im Raum Halle/Leipzig:

https://ibster.noblogs.org/mitglieder-der-identitaren-bewegung-leipzig/

Antifaschistische Linke Freiburg (iL):

www.antifaschistische-linke.de

Fußnoten:

1Mandic ordnet das Verhältnis der AfD zur NPD folgendermaßen ein: „Von der NPD unterscheiden wir uns vornehmlich durch unser bürgerliches Unterstützerumfeld, nicht so sehr durch Inhalte.“ Vgl.:https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/offener-rassismus-100.html

2 Vgl.: https://www.badische-zeitung.de/durchsuchung-bei-afd-politiker-mandic-in-freiburg–128635312.html

3Aufgrund diverser alkoholgeschwängerter Eskapaden, in Zusammenhang mit Nazimusik und Hitlergrüßen im Hause der Saxo-Silesia, lief gegen den alten Herren Dubravko Mandic ein bundinternes Ehrengerichtsverfahren der Saxo-Silesia. Vgl.: https://www.badische-zeitung.de/vorwuerfe-gegen-afd-politiker-mandic-wegen-rechtsradikalismus–120439954.html

4Vgl. Broschüre Know your enemy S. 19 ff.

5Vgl. ebd.

6Mandic fordert eine enge Zusammenarbeit zwischen der AfD und der Identitären Bewegung. Vgl.: https://www.swr.de/swraktuell/bw/afd-will-mit-identitaerer-bewegung-zusammenarbeiten/-/id=1622/did=17721386/nid=1622/1vkx4d6/index.html

7Identitäre zu Besuch in Schnellroda. Vgl.: https://www.flickr.com/photos/simontelemann/albums/72157680453911545/

8Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=lOljzRmuL9A

9Vgl. Broschüre Know your enemy S. 5

10Foto 1: Mandic und Felix Koschkar auf Demonstration der Identitären Bewegung in Wien am 11.06.2016.

11Dubravko Madic, Moritz Busam (ehemals JA-Freiburg) sowie Jonathan Rudolph (Leiter der IB-Tübingen) machen ganz ungeniert das Zeichen der rassistischen white power-Bewegung. Vgl. Broschüre Know your enemy S. 27

12Foto 2: Mandic bewirbt auf Facebook Aktionen der Identitären Bewegung

13Foto 3: Mandic trägt ein T-Shirt der Identitären Bewegung

14Alice Weidel verschleppt Mandics Ausschlussverfahren aus machtpolitischen Beweggründen. Vgl.: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/afd-mandic-101.html

15Vgl.: https://www.baden.fm/nachrichten/freiburger-stadtrat-dubravko-mandic-fliegt-nicht-aus-afd-677302/

16Stefan Räpple wurde aufgrund vielfacher Entgleisungen im September 2020 aus der AfD-Landtagsfraktion ausgeschlossen. Hintergrund war unter anderem seine Nähe zum Antisemiten Wolfgang Gedeon, sowie sein wiederholter Kontakt zu weiteren Personen der rechten Szene. Den Stein endgültig ins Rollen brachte der Aufruf Räpples, die Regierung gewaltsam stürzen zu wollen. Eine Aufforderung, die sich auch schon Mandic leistete, indem er im Nachhinein zu den US-Wahlen Verständnis für diejenigen äußerte, die sich jetzt bewaffnen.

Vgl.: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/raepple-ausschluss-afd-100.html

Vgl.: Foto 4: Mandic äußert Verständnis für bewaffnete Rechte in den USA, die den Ausgang der Wahl anfechten wollen.

17https://www.youtube.com/watch?v=iYOj8dY0G78

18Vgl. Broschüre Know your enemy S. 11

19Foto 5: Martin Sellner (Chef der IB) bewirbt Mandics Medienaktivitäten

20Vgl. Broschüre Know your enemy S. 12

21Foto 6: Mandic, Hoffmann und weitere Silesen auf der Wartburg

22Hoffmann und weitere JAler organisieren eine Aktion in Freiburg. Vgl. Broschüre Know your enemy S. 7

23Vgl. Broschüre Know your enemy S. 7

24Mandic hält eine Rede am 18.09.2017 bei PEGIDA in Dresden. Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=YaCkPiTGx7M

25Vgl. Broschüre Know your enemy S. 14

26Foto 7: Jürgen Elsässer (Herausgeber des neurechten Compact-Magazins), Lutz Bachmann (Hauptinitiator bei PEGIDA) und Dubravko Mandic in freundschaftlicher Runde.

27Foto 8: Dubravko Mandic und Andreas Kalbitz

28https://www.youtube.com/watch?v=JoCwpjV6c7w

29https://www.youtube.com/watch?v=cWuD4WNwK54

30https://www.youtube.com/watch?v=mr6RLXzjenM

31Foto 9: Dubravko Mandic, Alexander Gauland und der identitäre Felix Koschkar auf dem Festkommers der deutschen Burschenschaft 2016.

32Dubravko Mandic bezeichnet Corona als eine angebliche Pandemie. Vgl. ab Minute 7:09 https://www.youtube.com/watch?v=HsLxXCWeeVM

33Foto 10: Mandic macht sich über die Maskenverordnung lustig, indem er eine Karnevalsmaske trägt. Erst nach mehrmaliger Aufforderung durch die Polizei lässt er sich dazu herab, einen wirksamen Mund-Nasenschutz anzulegen.

34Vgl.: https://rdl.de/beitrag/kein-mund-nasen-schutz-aber-ein-maulkorb-f-r-die-medien

35https://www.youtube.com/watch?v=3kVDw3FoZ7Y

36Foto 11: Der Freiburger Stadtrat(!) Mandic bedroht Freiburger Fußballfans ganz unverhohlen mit Gewalt.

37Vgl. Pressemitteilung der ALFR. Freiburger Stadtrat Dubravko Mandic (AfD) provoziert mit offen faschistischer Symbolik: https://www.antifaschistische-linke.de/?p=6857

38Vgl.: https://rdl.de/beitrag/pfefferspray-und-schl-ge-mit-einer-zange-afd-mandic-und-hagerman-bei-einer-zweifelhaften,

https://rdl.de/beitrag/freiburger-afd-stadrat-vor-gericht-wegen-gef-hrlicher-k-rperverletzung

39Vgl.: https://www.badische-zeitung.de/freiburger-afd-stadtrat-dubravko-mandic-wegen-noetigung-verurteilt–197932076.html

40 Vgl.: https://rdl.de/beitrag/uni-freiburg-pr-ft-rechtliche-schritte-wegen-hausfriedensbruchs-gegen- gruppe-um-dubravko

41Foto 12: Dubravko Mandic möchte nach der Machtübernahme hunderttausende politische Gegner*innen entsorgen.

42Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=xhr-Rmm6p2M&pbjreload=101

43Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=lsLugOlS0a4&pbjreload=101

44Vgl.: Facebook Post von Dubravko Mandic vom 31.07.

45Vgl.: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/afd-mandic-101.html

46Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=_iAQ46rCICQ

47Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=2h-7dGwR2Uk

48Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=_iAQ46rCICQ

49Vgl.: https://www.deutschlandfunk.de/nachgefragt-der-attentaeter-und-die-verschwoerungstheorie.2852.de.html?dram:article_id=443921

50Foto 13: Mandics gephotoshoppte Gewaltfantasie im Stil der gewalttätigen Boogaloo-Bewegung.

Hintergrund zur Boogaloo-Bewegung:

Vgl.: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/boogaloo-bewegung-hass-im-hawaiihemd-kolumne-a-38f0ef56-009c-4980-bd0f-abecac73151c

Vgl.: https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/hass-im-hawaii-hemd-was-will-die-boogaloo-bewegung,S12XVHI/