Karl Schwarz, der erst seit 2017 Mitglied der AfD ist, kann zwar ebenfalls als ein Zögling Dubravko Mandics bezeichnet werden, unterscheidet sich aber in einem wesentlichen Punkt von der sonstigen Nachwuchsarbeit in Freiburg. Anders als große Teile der JA1 hat Schwarz keinen akademischen und burschenschaftlichen Hintergrund (auch, wenn er des Öfteren als Gast bei der Burschenschaft Saxo-Silesia zugegen war). Stattdessen war Schwarz zunächst bei der Marine und begann dann eine handwerkliche Ausbildung in Freiburg. Gerade das scheint den strategisch denkenden Mandic bewogen zu haben, auf die Karte Schwarz zu setzen. Bei der Listenaufstellung zur Gemeinderatswahl 2019 konnte sich Schwarz trotz seines Alters gegen seinen innerparteilichen Konkurrenten Bernd Laub durchsetzen. Der evangelikale Fundamentalist Laub wurde zwar von Volker Kempf2 unterstützt, verlor aber gegen Karl Schwarz und dessen aggressiv-rechte Rhetorik. Dem Ziel, die Freiburger AfD weiter nach rechts zu orientieren, kam Mandic durch den Sieg Schwarz ein weiteres Stückchen näher.
Schwarz fungiert offensichtlich als eine Art proletarisches Feigenblatt für die AfD in Freiburg. So steht er dem ansonsten eher rechtsburschenschaftlichen Habitus (insbesondere innerhalb der JA) entgegen.3 Schwarz tritt als Handwerker für den Landtag im Wahlkreis 47 in Freiburg II an.4
Die Hoffnung, dass Schwarz als Handwerker und ehemaliger Soldat ein anderes Klientel anspricht, scheint nicht ganz unbegründet. Zumal es sich Schwarz anscheinend zur Aufgabe gemacht hat, insbesondere im Stadtteil Landwasser, der einen relativ hohen Anteil an Russlanddeutschen aufweist, durch die eigene russlanddeutsche Herkunft zu punkten.
Sein Handwerkerhabitus, gepaart mit konservativen und christlichen Phrasen, die Schwarz immer wieder überdeutlich betont, helfen ihm hierbei, ein eher konservativ-christliches Klientel in Landwasser zu erreichen.
Doch darf kein falsches Bild über Schwarz entstehen. Bei ihm handelt es sich nicht um einen christlich-konservativen Vertreter seiner Partei, sondern um jemanden, der sich deutlich hinter Mandic und Co. am rechten Rand der Partei positioniert. Seit seiner Mitgliedschaft in der AfD bewegt sich Schwarz ebenso wie sein Ziehvater Mandic oder nahezu die komplette JA in unwiderlegbar rechtem Fahrwasser und hat keinerlei Berührungsängste mit klaren Vertretern des rechten Flügels der Partei.5 So gehört Schwarz von Anfang an zum Umfeld des sogenannten rechtsnationalen Flügels rund um Höcke, Kalbitz und Co.6 Und es ist nur folgerichtig, dass ihm beim Kyffhäusertreffen die Ehre zuteil wurde, als Fahnenträger beim Einlauf zu fungieren.7 Gemeinsam unter anderem mit dem rechten Hardliner Reimond Hoffmann8 und direkt vor Höcke und Kalbitz laufend.
Mandic und Schwarz, mehr als nur Parteifreunde?
Dass es sich bei der Personalie Schwarz um mehr als nur eine rein taktische Überlegung Mandics handelt, dürfte klar sein. Zu überdeutlich sind zum Einen die deutliche Positionierung Schwarz im rechten Lager der AfD. Zum anderen scheint Mandic aber dieselbe Strategie anzuwenden, die sich schon früher bewährt hat. Die Freiburger-JA konnte er auch deshalb hinter sich versammeln und eng an sich binden, weil er seinerzeit über ein bloßes politisches Zweckverhältnis mit den jungen Wilden hinausgegangen war.9 Derzeit sieht es danach aus, als würde Mandic diese Strategie nun auch bei Schwarz anwenden. Dass Schwarz selbstlos dabei hilft, dem Volksanwalt im Wahlkampf zu unterstützen, dürfte noch unter gängige Parteiunterstützung fallen.10 Auffällig ist aber, dass Schwarz bei nahezu jeder noch so peinlichen Aktion Mandics zugegen ist. Auch waren Schwarz und Mandic mittlerweile Arm in Arm gemeinsam in Zagreb unterwegs. Vermutlich um wohlwollend festzustellen, dass hier Afrika offenbar noch nicht in Sicht ist.11 Neben diversen Wanderausflügen mit anderen JA-Mitgliedern ließ es sich Schwarz zudem nicht nehmen, mit seinem Freund Mandic einen Ausflug auf die Pferderennbahn zu unternehmen und bei passender Gelegenheit davon zu schwärmen, dass es sich angefühlt habe, wie ein Besuch in der guten alten Kaiserzeit.12
Schwarz selbst entspricht dabei dem Prototypen des konservativen Mannes. Durch diese Inszenierung versucht Schwarz gerade das wertkonservative Milieu des Freiburger Westens auf seine Seite zu ziehen. Dabei ist er aber ähnlich flexibel in Auftreten und Rhetorik wie sein Vorbild. Wenn es darum geht, sein Wählerklientel anzusprechen, äußert sich Schwarz zurückhaltend und einigermaßen moderat. Geht es darum, nach innen zu wirken und sich selbst im internen Richtungskampf zu positionieren, packt Schwarz auch gerne härtere Bandagen aus.13
Die Frage der Gewalt
In Sachen Gewaltaffinität scheint Schwarz seinem Vorbild ebenfalls hinterher zu hecheln14. Zwar hat sich Schwarz bisher noch nicht zu einer konkreten Gewaltanwendungen hinreißen lassen. Verbal hat sich Karl Schwarz allerdings einiges geleistet.
So ist es sicherlich bemerkenswert, wenn ein Freiburger AfD-Politiker nach dem rechtsterroristischen Anschlag in Halle, davor warnt dass nun das Waffenrecht in Deutschland weite eingeschränkt werde könnte und eine solche Maßnahme selbstverständlich nur die legalen und harmlosen Waffenbesitzer treffen würde.15 Schwarz ignoriert völlig bewusst den Zusammenhang zwischen rechtem Terror und der überproportionalen Verbreitung von Schusswaffen im rechten Lager16 sowie die Verstrickungen der eigenen Partei in illegale Waffenkäufe.17 Zudem ist der Verweis auf Halle oder etwa Hanau für eine Partei, die maßgeblich zu einem Klima geführt hat, dass solche Taten ermöglicht, schlicht nicht zulässig.
Aber Schwarz Gewaltfantasien scheinen sich auch an ganz konkrete Kreise zu richten. So verbreitet er das Stereotyp sogenannter Klans und schreibt, Gott sei denen gnädig, wenn wir die Zügel haben, denn wir werden es nicht sein.18 Ein völlig unmissverständlicher Aufruf zur Gewalt nach der herbei fantasierten Machtübernahme.
Auffällig bei Schwarz ist auch die Verknüpfung zwischen Gewalt und allerlei christlichen Bezügen aus dem Mittelalter bzw. der Neuzeit. So mutet es doch einigermaßen seltsam an, wenn sich ein AfD-Politiker im Jahre 2021 immer wieder positiv auf Kreuzfahrer wie den heiligen Inquisitor und Wanderprediger Johannes Capistrano bezieht und von der Rückeroberung Belgrads durch Kreuzfahrertruppen schwärmt.19 Oder aber in eindeutigen IB-Sprech verfällt und die Reconquista lobt, die Gott sei Dank dafür gesorgt habe, dass in Córdoba auf der Moschee eine christliche Kathedrale erbaut werden konnte.20 Verwundert aber nicht, bedenkt man, dass Karl Schwarz bereits sehr früh persönliche Kontakte zu Mitgliedern der Identitären Bewegung hatte.21
Ebenfalls bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Schwarz genauso wie Mandic offensichtlich Teil eines Ritterordens innerhalb der AfD ist. Erkennungsmerkmal dieser Gruppe, die sich wenig verwunderlich am rechten Rand bewegt, ist das sogenannte Jakobskreuz. Dubravko Mandic trug dieses Zeichen, während seiner Begrüßung als Stadtrat im Rathaus22 und auch Schwarz trägt bei vielen Gelegenheiten dieses Symbol zur Schau.23 Ursprünglich gilt das Jakobskreuz als ein Zeichen der Reconquista und wird deshalb auch sehr gerne von Identitären genutzt. Einer der zentralen Identifikationsmerkmale der Identitären Bewegung ist der Bezug auf die Reconquista, also die Rückeroberung muslimischer Städte durch das Christentum24. Es ist kein Zufall, dass Schwarz derlei aufgeladene Symbolik provokativ zur Schau stellt.
Schwarz Gewaltfantasien äußern sich auch ganz konkret, wenn er griechische Rechte zu heldenhaften Bürgerwehren hochstilisiert, die Europa gegen einen Invasorenansturm verteidigen würden.25 Zudem fallen wieder die sprachlichen Bezüge zur Identitären Bewegung auf, denn Schwarz spricht weiterhin von der Bewahrung europäischer Identität (das Kernthema der Identitären Bewegung) und ist sich auch nicht zu schade, die große Verschwörungserzählung des großen Austauschs zu bedienen, wonach durchgeknallte Globailstenknechte nun zu unrecht mutige griechische Ehrenmänner als ,,inhuman“ und ,,rechtsextrem“ diffamieren.26 Wohlgemerkt solche Ehrenmänner, die Flüchtlingsboote angreifen und NGO-Mitarbeiter verprügeln.27 Dabei folgt Schwarz seinem politischen Ziehvater Mandic beinahe exakt im Wortlaut.28 Abgrenzungsbedürfnisse nach rechts scheint Schwarz aber ohnehin nicht zu haben. So gab er dem neurechten und mitunter verschwörungstheoretischem Compact-Magazin bereits im November 2018 ein Interview, in dem er über seine Erfahrungen als Marinesoldat berichtete und behauptete, als Schleuser missbraucht worden zu sein.29
Parteikarriere, Vernetzung und fragwürdiger Wertekompass
Schwarz hat trotz seines noch jungen Alters bereits eine bemerkenswerte Parteikarriere hingelegt.Er scheint zudem genau zu wissen, wie wichtig inner- und außerparteiliche Kontakte sind. Ein Erfahrungsschatz, auf den er zweifellos durch seinen Ziehvater und rechten Netzwerker Mandic zurückgreifen konnte.30 Vor allem innerhalb der JA31 scheint Schwarz seine Kontakte auszubauen.32 Kein Wunder, bekleidet er doch selbst einige Ämter innerhalb der Parteijugend. So wurde Schwarz auf dem Landeskongress der JA Baden-Württemberg im März 2019 zum stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt. Und ein paar Monate später, im Juli 2019 auch zum Sprecher der JA-Südbaden. Für die JA stattete Schwarz auch seinen Gesinnungsgenossen vom Rassemblement National in Frankreich einen Besuch ab und wurde prompt von der Parteivorsitzenden Marine Le Pen begrüßt.33Aktuell tritt Schwarz als Landtagskandidat für die AfD in Freiburg an.34
Neben allerlei verbalradikalen Entgleisungen, der seltsamen in Bezugnahme auf christliche Kreuzfahrer oder die Monarchie35, scheint Karl Schwarz auch darüber hinaus einen fragwürdigen Wertekompass zu besitzen. So steht er trotz einer homosexuellen stellvertretenden Bundessprecherin derartigem höchst skeptisch gegenüber. Für Karl Schwarz gibt es keine Zweifel, Homosexuelle sind keine Familie.36 Auch mit anderen Minderheiten scheint Schwarz aber so seine Probleme zu haben. So ist es für ihn völlig unstrittig, dass Deutschland keine muslimischen Minderheiten braucht.37 Mehr noch sind laut Schwarz muslimische Minderheiten keine Deutschen und vorrangig darum bemüht, Länder wie Schweden und Deutschland zu erobern.38
Ausblick
Die Landtagsfraktion der AfD ist seit 2016, durchzogen von parteiinternen Konflikten, Ausschlussverfahren und Spaltungen. Immer wieder wurde innerhalb der Fraktion der Widerspruch zwischen dem bürgerlich-konservativen und wirtschaftsliberalem Lager rund um Meuthen sowie dem rechtsnationalen Flügel deutlich. Bereits 2017 begann ein heftiger Streit rund um Antisemitismusvorwürfe gegen den ehemaligen Abgeordneten Wolfgang Gedeon.39 Auch mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten und persönlichen Vertrauten Mandics, Stefan Räpple40 gab es immer wieder heftige Konflikte.41
Im Vorfeld der jetzigen Landtagswahl kam es zu erneuten Konflikten, als Meuthen in einer internen Mail nachfragte, wieso noch nicht über Ordnungsmaßnahmen gegen Dubravko Mandic entschieden worden seien. Dass sich Mandic überhaupt noch in der Partei befinden, ist vermutlich auch auf parteitaktische Überlegungen Alice Weidels zurückzuführen.42
Die Aufstellung der Kandidaten in Baden-Württemberg ist also politisch brisant. Beide Lager versuchen, möglichst viele eigene Kandidat_innen aufzustellen, um den innerparteilichen Richtungskampf für sich zu entscheiden. In eben diesen Kontext muss auch die Aufstellung der Freiburger Kandidat_innen gesehen werden. Bei der Kandidatenaufstellung für den Wahlkreis Freiburg 1 konnte sich der Ulmer Landtagsabgeordnete Daniel Rottmann gegen Karl Schwarz durchsetzen. Rottmann wird gemeinhin dem Lager rund um Meuthen zugeordnet.
Erst bei der Kandidatenaufstellung für Freiburg 2 konnte sich der gebürtige Freiburger Karl Schwarz durchsetzen. Schwarz stellt dabei durch einen sehr aussichtsreichen Wahlkreis eine Art Sicherheit für den Flügel dar. So könnte neben Mandic und Jochen Lobstedt, also ein weiterer treuer und loyaler Anhänger des Flügels in den Landtag einziehen. Somit würde sich das Kräfteverhältnis innerhalb der Landtagsfraktion nochmals mehr zugunsten der Parteirechten verschieben und Mandic und Co. könnten dadurch ihren Einfluss auf die landesweite Politik ausbauen. In diesem Gesamtzusammenhang ist die Personalie Karl Schwarz zu betrachten.
Fußnoten:
1Die Freiburger-JA: Vgl. Know your enemy S. 19ff.
Zur Rolle Mandics beim Aufbau der JA: Vgl. PM: Dubravko Mandic – ein rechter Netzwerker ( https://www.antifaschistische-linke.de/?p=6907)
2Volker Kempf: Vgl. Know your enemy S. 13
3 Bild 1
4Bild 2
5Bild 3. Karl Schwarz in illustrer Runde zusammen mit Räpple, Kalbitz und Mandic.
6 Vgl. Bild 4. Kalbitz, der Flügel und Karl Schwarz.
7 Vgl.: https://www.youtube.com/watch?fbclid=IwAR0sIwPifTN3Hrdb4Ou5uD_lR959Aq5p5-kN-x5NYgyn5kPMapg6dPkSQBg&v=Z6xE2RWjeg0&feature=youtu.be ab 0:46 min
8Reimond Hoffmann: Vgl. Know your enemy S. 7f.
9Vgl. Know your enemy Seite 19 ff..
Vgl. PM: Dubravko Mandic – ein rechter Netzwerker
10Bild 5. Karl Schwarz und der Volksanwalt in Lörrach.
11Bild 6
12Bild 7
13Bild 8. Karl Schwarz möchte die Antifa jagen.
14Vgl. PM: Dubravko Mandic – ein rechter Netzwerker ( https://www.antifaschistische-linke.de/?p=6907)
Vgl. PM: Freiburger Stadtrat Dubravko Mandic (AfD) provoziert mit offen faschistischer Symbolik. (https://www.antifaschistische-linke.de/?p=6857).
15Bild 9
16Vgl. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/behoerden-registrieren-mehr-waffen-bei-rechtsextremisten-a-6e1fa179-b0b6-4c89-bf2c-ccd45db65070
17Vgl. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-afd-mitarbeiterin-waffengeschaefte-ermittlungen-1.5198513
18Bild 10
19 Bild 11
20 Bild 12
21Vgl. Know your enemy S.19. Karl Schwarz kniet auf einem Foto neben einer Frau in einem Shirt der IB, sowie einem weiteren IBler mit einem Ethnopluralist-shirt. Ebenfalls anwesend sind die Freiburger JAler Marco Näger, Nils Schmidt sowie der rechte Aktivist und AfDler Reimond Hoffmann.
22Vgl. zum Ritterorden: https://rdl.de/beitrag/der-ritterorden-innerhalb-der-afd-sucht-n-he-zu-identit-ren
23Bild 13
24Vgl. zum Ritterorden: https://rdl.de/beitrag/der-ritterorden-innerhalb-der-afd-sucht-n-he-zu-identit-ren
25Bild 14
26Bild 14
27Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=_iAQ46rCICQ
28Vgl. PM: Dubravko Mandic – ein rechter Netzwerker ( https://www.antifaschistische-linke.de/?p=6907)
29Vgl. Bild 15
30Vgl. PM: Dubravko Mandic – ein rechter Netzwerker ( https://www.antifaschistische-linke.de/?p=6907)
31Bild 16. Karl Schwarz und die JA in Freiburg. Immer zugegen, Dubravko Mandic
32Bild 17
33Bild 18
34Vgl. https://www.karlschwarz.de/
35Bild 19
36Bild 20
37Bild 20
38Bild 20
39Stefan Räpple: Vgl. Know your enemy S. 15 f.
40Vgl. Mandic wird von Räpple als Redner geladen. https://www.youtube.com/watch?v=iYOj8dY0G78
41https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.afd-in-baden-wuerttemberg-fraktion-in-stuttgart-zerbrochen-meuthen-tritt-zurueck.3ec68563-49fb-4d05-aa17-4bcaa4492600.html