Heute vor 17 Jahren, am 22. August 1992, begann im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen der massivste faschistische Pogrom in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Mehrere hundert Neonazis griffen unter dem Applaus tausender Schaulustiger über mehrere Tage lang zuerst die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) und später nach deren Räumung durch die Behörden ein Wohnheim von ehemaligen vietnamesischen Vertragsarbeitern an. Unter faschistischen Parolen warf der braune Mob Steine und später Brandsätze in das Gebäude. Die 115 Menschen im sogenannten „Sonnenblumenhaus“ waren eingeschlossen und konnten sich nur noch über das Dach in Sicherheit bringen. Die überforderte Polizei konnte die Lage erst am 26. August unter Kontrolle bringen.
Interventionen von autonomen Antifaschisten zum Schutz der Vietnamesen während der Ausschreitungen wurden mit staatlicher Repression beantwortet. Statt die Faschisten zu vertreiben, nahm die Polizei die Jugendlichen aus der Antifa-Bewegung fest.
Die Debatte um Ursachen der Geschehnisse wurde schnell mit der Diskussion um das deutsche Asylrecht verknüpft. Nur wenig später und von einigen CDU-Politikern mit der Begründung, in Zukunft Attacken wie in Lichtenhagen verhindern zu wollen, wurde das Asylrecht so geändert, dass es für politische Flüchtlinge quasi unmöglich ist, Asyl in Deutschland zu bekommen. Die SPD gab ihren Widerstand gegen die Änderung des Artikel 16 Grundgesetz zuvor auf.
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Sehr informativer Hintergrundartikel auf Wikipedia
Film „The truth lies in Rostock“ zum Download
NDR-Bericht zu den Ereignissen
Bilder beim Umbruch-Bildarchiv